Welche Strategien empfehlen Sie insbesondere Eltern?
B.: Neue Technologien abzulehnen, bringt aller Erfahrung nach nichts. Sinnvoller ist es, sie kennen und kontrollieren zu lernen. Erst dadurch entwickelt sich die Fähigkeit zum klugen Umgang. Vor dem zehnten bis zwölften Lebensjahr sind Smartphones bei Kindern eher als kritisch, zumindest aber als verzichtbar zu bewerten. Die wichtigen Lernleistungen bestehen bis zu diesem Alter in sozialen und motorischen Fähigkeiten. Für beides brauchen Kinder keine Bildschirme. Darüber hinaus müssen sich Konzentration und Impulskontrolle erst entwickeln. Ein Handy in der Grundschule stört die Aufmerksamkeit. Wenn die Kinder auf weiterführende Schulen gehen, kann man digitale Medien einführen. Alles andere wäre kaum zeitgemäß und letztlich unrealistisch.
Das digitale Leben sollte also erst mit der Mittelschule oder dem Gymnasium beginnen?
B.: Auch bei Kindern ab diesem Alter ist es unabdingbar, sehr früh klare und konsequente Regeln für den Umgang zu definieren, etwa handyfreie Zonen wie zum Beispiel: nicht bei Tisch, nicht bei den Hausaufgaben, nicht im Bett nach 20 Uhr. Es ist wichtig, Freiräume zu bewahren, in denen echte soziale Kontakte stattfinden, Konzentration auf wichtige Arbeiten möglich ist oder einfach nur Ruhe für Aufräumarbeiten im Gehirn besteht. Die Nutzung digitaler Medien sollte zudem nicht an Belohnungen oder Bestrafungen gekoppelt werden, weil das die Devices emotional auflädt. Die Handynutzung sollte also unabhängig von den Schulnoten oder anderen Aspekten vereinbart werden. Je rituatlisierter und emotional neutraler die Handyregeln eingehalten werden, desto weniger stark ist der tägliche Kampf zwischen Eltern und Kindern.