In der Medizin gibt es selten kurze Antworten.
An dieser Stelle versuchen wir dennoch, Ihnen den einen oder anderen medizinischen Fachbegriff kurz und knapp zu erklären: Eine Orientierung, die aber im Fall der Fälle die explizite Nachfrage bei den Expert:innen aus Medizin, Pflege und Therapeutik nicht ersetzt!
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„Affekt“ ist ein zeitlich begrenztes, aber deutlich wahrnehmbares emotionales Phänomen. Er bezeichnet ein abweichendes subjektives Erleben und Fühlen des Menschen aufgrund eines äußeren oder inneren Ereignisses. Der Affekt ist sozusagen der Grundimpuls, der eine Emotion auslöst, die wiederum in eine länger anhaltende Stimmung übergehen kann.
Affektive Störungen sind eine Gruppe der psychischen Störungen, bei denen die Stimmungslage ein wesentliches Merkmal bildet. Unterschieden wird in gedämpfte Stimmungslagen (Depression) und Hochlagen (Manien), die auch in Kombination (bipolare Störung) auftreten können. Die affektive Störung kann episodisch und chronisch auftreten. Sie kann sich akut ereignen oder schleichend ankündigen. Affektive Störungen werden oft durch weitere Störungen begleitet, zum Beispiel kognitive oder psychotische Störungen.
Internationale Klassifikation der Krankheiten: ICD-10 F30-F39
Bestimmte und eigene Kategorie einer gerichteten Angststörung, die oft auch mit Panikattacken einhergeht. Sie gehört zur Klasse der Phobien. Das griechische Wort „agora“ bedeutet „Platz, Raum“, die Agoraphobie wird daher häufig mit „Platzangst“ übersetzt. Betroffene Menschen können sich nicht mehr auf offenen Plätzen oder in beengten Situationen (etwa Lift, U-Bahn) aufhalten, eine Reise allein antreten oder ähnliches, ohne Angst zu empfinden.
Ist ein Ereignis außergewöhnlich belastend, so kann die Psyche akut eine vorübergehende Störung auf dieses Ereignis ausbilden. Die Reaktion beginnt sofort oder unverzüglich mit beziehungsweise kurz nach Ende des Ereignisses, so dass ein direkter, auslösender Zusammenhang zwischen Ereignis und Reaktion offensichtlich ist. Die Reaktion ist von beträchtlicher Schwere und zeigt sich in Form depressiver, ängstlicher oder sonstiger affektiver Symptome. Betroffene Personen schwanken zwischen verschiedenen affektiven Zuständen, die einzeln nie länger andauern. Die affektive Symptomatik insgesamt klingt nach wenigen Stunden bis wenigen Tagen ab.
Dauert ein belastendes Ereignis indes an, dann ist es für die akute Belastungsstörung typisch, dass sie ebenfalls nach einigen Stunden bis Tagen stark abklingt. Der anfängliche "Schock" ist sozusagen verdaut und die Psyche beginnt sich anzupassen.
Expert:innen vermuten, dass die erfolgreiche Bewältigung der akuten Belastung vor allem auch bei Kindern und Jugendlichen einen Anpassungsprozess anstößt, der das Erfahrene beziehungsweise die erlebte Bewältigungsstragie für künftige Stresssituationen nutzbar macht.
Halten die affektiven Symptome indes an, sollte abgeklärt werden, ob die Patient:in eine Anpassungsstörung entwickelt.
Internationale Katalogisierung der Krankheiten: ICD-10 F43.0
Die Geriatrie (oder Altersmedizin) ist die Medizin, die sich mit den Erkrankungen des Menschen im höheren Lebensalter beziehungsweise mit Krankeiten befasst, die typischerweise mit dem Altern korreliert sind. Die Wissenschaft vom Altern ist die Gerontologie.
Akutgeriatrien sind Kliniken mit stationärer Versorgung, die nicht einfach nur auf die Behandlung psychischer Erkrankungen älterer Menschen spezialisiert sind, sondern die ausdrücklich dem Aspekt der Multimorbidität Rechnung tragen. Denn ältere Menschen leiden sehr oft nicht nur an einer Erkrankung, sondern meist an mehreren. Akutgeriatrien nehmen Patient:innen entsprechend wegen einer (akuten) psychischen Haupterkrankung auf, haben aber weitere mögliche Erkrankungen mit im Blick. Das ist wichtig, denn es kann bei der Vielzahl der Therapien (zum Beispiel Medikamente!), die die Patient:innen in die Klinik bereits mitbringen, durchaus zu unerwünschten Kreuzwirkungen kommen.
Die Bezeichnung "Akutgeriatrie" kann nur über einen strengen Zertifizierungsprozess erlangt werden.
Altersmedizin oder Geriatrie (Aus dem Altgriechischen: "Geron" bedeutet "Alter", "Iatreia" heißt "Lehre, Wissenschaft") ist die Medizin, die sich mit den Erkrankungen des Menschen im höheren Lebensalter beziehungsweise mit den für das höhere Lebensalter typischen Erkrankungen beschäftigt. Ein wesentliches Merkmal von Patient:innen höheren Lebensalters ist der Umstand, dass diese meist an mehreren Erkrankungen leiden, die Zusammenstellung von Therapien einer einzelnen Erkrankung entsprechend nicht isoliert betrachtet werden sollte.
Teil des diagnostischen Vorgangs. Bei der Anamnese befragen Arzt oder Ärztin die Patient:in anfangs unspezifisch nach somatischen und/oder psychischen Beschwerden. Er/sie kann dazu auch Informationen Dritter einbeziehen. In der Anamnese werden Fragen zum zeitlichen Verlauf der Beschwerden, zu Vorerkrankungen, zu den Lebensumständen und vieles mehr gestellt. Teilweise werden bei Verdacht auf eine bestimmte Erkrankung auch bestimmte Fragenkataloge – sogenannte Inventare – verwendet.
Eine besonders hohe Wirksamkeit haben psychotherapeutische Interventionen unter Einbezug der Angehörigen, wie in verschiedenen Studien nachgewiesen werden konnte (vgl. Buttner, 1996; Pekkala & Merinder, 2002). Die Angehörigen der psychiatrischen Patient:innen sind häufig diejenigen, die zuerst die Frühwarnsymptome erkennen beziehungsweise die Veränderungen im Verhalten des Familienmitglieds wahrnehmen.
Verschiedene Kliniken und Zentren bieten den Angehörigen von psychiatrischen Patient:innen spezifische Information und Trainings an:
Im Zentrum für Neurologische Rehabilitation der medbo Regensburg wird Angehörigen ein konkretes Trainingsprogramm zur Vorbereitung auf die häusliche Pflege neurologischer Patient:innen angeboten. Die Angehörigengruppe "Lebensfreu(n)de" am Zentrum unterstützt Austausch und Selbsthilfe.
Angst ist zunächst eine wichtige Warnfunktion der Psyche, die – gelernt oder instinktiv – den Menschen unnötige Risiken vermeiden lässt. Angst ist dann krankhaft, wenn sie der konkreten Situation oder generellen Lebenssituation der Betroffenen nicht mehr angemessen ist beziehungsweise die Betroffenen oder deren Umwelt unverhältnismäßig darunter zu leiden haben. Angst kommt bei Angsterkrankungen vor, kann aber auch integrales Syndrom fast jeder psychiatrischen Erkrankung sein.
Angsterkrankungen sind die häufigsten psychiatrischen Erkrankungen mit einer Prävalenz von 15-18 % insgesamt. Das heißt, dass statistisch etwa jeder sechste Mensch einmal im Leben an einer ernsthaften Angsterkrankung leidet.
Angsterkrankungen werden zu den affektiven Störungen gezählt. Zu den wichtigsten Angsterkrankungen gehören die Panikstörung mit und ohne Agoraphobie, die generalisierte Angsterkrankung, die soziale Phobie, die spezifischen Phobien sowie die posttraumatische Belastungsstörung.
Man unterscheidet zwischen gerichteten, also auf ein Objekt oder eine Situation bezogenen, und ungerichteten Ängsten ohne erkennbaren äußeren Anlass.
Internationale Klassifikation der Krankheiten: ICD-10 F41.1
Das sind rezeptpflichtige Medikamente zur kurzfristigen Behandlung von Angst-, Spannungs- und Erregungszuständen. Entsprechend beseitigen diese Mittel Angstgefühle, lindern Schmerz und lockern Muskeln. Benzodiazepine können rauschhafte Zustände hervorrufen und es besteht bei längerer Einnahme die Gefahr, eine Abhängigkeit zu entwickeln.
Eine besondere Pflegefunktion in der Psychiatrie. Die Bezugspflegekraft ist die zentrale Ansprechperson für die Patient:innen, denen sie zugeteilt ist. Sie ist der Patient:in für die gesamte Dauer des Aufenhalts zugeteilt, bei ihr laufen alle Informationen zusammen und sie koordiniert alle pflegerischen Prozesse. Entsprechend steht sie auch für Fragen der Angehörigen zur Verfügung. Die Bezugspflegekraft ist auch für die anderen Berufe im multiprofessionellen Team rund um das Patientenbett - zum Beispiel Ärzte, Therapeuten - zentrale pflegerische Ansprechpartnerin für die Belange ihrer Patient:innen.
Landläufig bekannt ist die BAS unter dem Begriff „manisch-depressive Störung“. Hauptsymptom der BAS sind Schwankungen außerhalb der Norm zwischen den beiden entgegengesetzten Stimmungslagen. Betroffene können diese Schwankungen in Zeitpunkt, Ausmaß und Dauer nicht kontrollieren.
Eine BAS-Episode beginnt meist mit einer manischen Form, gefolgt von einer Depression. In ihrem Aufschwung kann die manische Phase durchaus den Stand einer Hypomanie erreichen, das heißt sich als leichtere Form der Manie darstellen, wo Betroffene oft außerordentlich leistungsfähig oder kreativ erscheinen. Zwischen den bipolaren Episoden weisen die Betroffenen wieder Phasen mit normal schwankender Stimmung auf. Auch Mischformen mit gleichzeitig auftretenden, sich überlagernden oder sehr schnell wechselnden bipolaren Stimmungslagen sind bekannt. Zudem kann von Episode zu Episode die Amplitude der jeweiligen Stimmung unterschiedlich ausfallen. Dies macht die Diagnose einer BAS oft schwierig, denn die Grenze zwischen „normal“, „hypo“ und „hyper“ ist schwer zu ziehen. Oft dauert es lange, bis die Diagnose gestellt ist.
Eine BAS beginnt schleichend und zeigt sich meist erstmals im jugendlichen oder jungen Erwachsenenalter, das heißt in einer Lebensphase, in der viele Entwicklungsweichen gestellt werden. Die sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen können entsprechend ernst sein.
Die BAS ist eine häufige Störung: Integriert man auch leichtere Formen wie hypomanische Ausprägungen, so gelten etwa drei bis vier Prozent der Bevölkerung in Deutschland als BAS-betroffen. Die Störung gehört zu den zehn häufigsten chronischen Erkrankungen weltweit. Zwischen einem Viertel und der Hälfte der Betroffenen unternehmen einen Suizidversuch, die Suizidrate ist über 20mal höher als in der gesunden Bevölkerung.
Burnout ist ein Syndrom. Die Beschreibung des Syndroms des „Ausgebranntseins“ (Englisch "burnout") ist allerdings nicht eindeutig abgrenzbar. Dennoch wird Burnout im ICD-Katalog geführt und zwar unter „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“. Als Syndrom kann ein Burnout aber ein Hinweis auf eine psychiatrische Erkrankung sein, vor allem auf eine (drohende) Depression. Symptome eines Burnouts reichen von anhaltender tiefer Erschöpfung und Leistungsabfall über Antriebslosigkeit und getrübter Stimmung bis hin zu somatischen Symptomen wie Kopfschmerzen. Meist wird Burnout auf eine Überforderung am Arbeitsplatz zurückgeführt, aber neuere Meinungen erweitern die Sichtweise auf alle Situationen, die durch dauernde Überlastung und Stress gekennzeichnet sind. Ein vom Burnout abgeleiteter Begriff ist der Boreout (Englisch "to bore": langweilen), der sich auf eine andauernde Unterforderung begründet.
Internationale Klassifikation der Krankheiten: ICD-10 Z73
Depressionen sind eine eigene Kategorie psychiatrischer Erkrankungen. Sie können auch syndromatisch für andere Erkrankungen (etwa Angststörungen) sein. Sie gehören zur Gruppe der affektiven Störungen.
Bei zwei Haupt- plus zwei Zusatzsymptomen bei über zwei Wochen Dauer ist die Gefahr einer Depression gegeben.
Die Hauptsymptome sind:
Zusatzsymptome sind:
Die Medizin differenziert zwischen episodischen und rezidivierenden, das heißt sich verfestigenden Depressionen. Episodisch beschreiben sie in aller Regel eine leichtere Form infolge eines belastenden äußeren Ereignisses. Mit der Bewältigung des Ereignisses klingt meist auch die Depression ab. Eine rezidivierende Depression hingegen hat meist endogene, also körperliche und/oder psychiatrische Ursachen, die mit und ohne äußeren Anlass in Erscheinung treten kann. Sie ist eine ernste Erkrankung, die sich in wiederkehrenden Phasen (chronisch-rezidivierend) oder als dauerhaft (chronisch) manifestieren kann.
Depressionen sind eine der häufigsten psychischen Störungen in Deutschland: Jede vierte Frau und jeder achte Mann sind einmal im Leben von einer schweren Depression betroffen. Menschen mit Depressionen brauchen professionelle Hilfe, denn sie können sich meist selbst nicht aus der Krankheit befreien. Depressionen sind eine der gefährlichsten Krankheiten: Jährlich sterben in Deutschland etwa 10.000 Menschen durch Suizid, die meisten davon sind Depressionspatienten.
Quelle: Deutsche Depressionshilfe e.V.
Internationale Klassifizierung der Krankheiten: ICD-10 F32-34
Empowerment ist ein wesentlicher Begriff der psycho-sozialen Herangehensweise an psychische Erkrankungen und bedeutet "Selbstbefähigung" oder "Selbstbemächtigung": Wie kann es psychiatrieerfahrenen Menschen gelingen, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen, dabei auf möglichst wenig Unterstützung von außen angewiesen zu sein, ihre Selbsthilfemöglichkeiten zu nutzen und ihr Leben und die Behandlung selbstbestimmt nach ihren Vorstellungen zu gestalten?
Quelle: Psychotherapeut und Coach Andreas Knuf - www.andreas-knuf.de
Die Nervenzellen im Zentralen Nervensystem, insbesondere im menschlichen Gehirn, sind Datenleitungen: Sie tauschen Informationen aus beziehungsweise leiten diese an andere Zellen weiter. Dies geschieht auf Basis von zwei Mechanismen: Einmal ist dies die biochemische Ausschüttung von Botenstoffen über die am Ende eines Nervenzellarms (Axon) sitzende Synapse. Über die Aufnahme dieses Botenstoffes durch ihre Synapse wird in einer benachbarten Nervenzelle in der Folge ein zweiter Mechanismus ausgelöst: Ein elektrischer Impuls, der dann diese Nervenzelle wiederum zur Ausschüttung von Botenstoffen über ihre Synapsen anregt. Am Ende dieser Impulskette durch die Nervenzellen trifft ein Botenstoffsignal auf eine andere Zellart, bei der eine Reaktion ausgelöst wird - bei einer Muskelzelle beispielsweise eine Kontraktion. Auf diese Weise erfolgt die Steuerung aller möglichen Prozesse im menschlichen Organismus, nicht zuletzt Bewegung.
Feuern Gruppen von Nervenzellen im Gehirn ungerichtet elektrische Impulse, kann dies bei Patient:innen zu unkontrollierten Reaktionen führen: Häufig sind es Krampfanfälle, aber auch eingeschränkte sinnliche Wahrnehmung oder andere Befindensstörungen treten auf. Von einem epileptischen Anfall spricht man, wenn diese Nervenzellen ohne erkennbaren akuten organischen (etwa Schlaganfall) oder exogenen Grund (etwa Substanzmissbrauch) feuern. Von einer epileptischen Erkrankung spricht man dann, wenn man mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Wiederholung ausgehen muss, in jedem Fall aber, wenn der Krampfanfall kein einmaliges Ereignis (Episode) ist, sondern mindestens zwei Episoden mit maximal 24 Stunden Abstand aufgetreten sind.
Internationale Klassifikation der Krankheiten: ICD-10 G40, G41
Eine Essstörung ist eine ernsthafte Erkrankungen, die nichts mit falscher Ernährung, sondern mit einem gestörten Verhältnis zum eigenen Körper und dem Umgang mit Essen zu tun hat. Die Betroffenen versuchen, ihre inneren Konflikte und ihr gestörtes Selbstwertgefühl durch das spezifische Esssverhalten zu kompensieren. Kennzeichnend für alle Essstörungen ist, dass die Verhaltensänderungen verheimlicht und Interessen vernachlässigt werden. Den Betroffenen fehlt oft geistig und körperlich die Kraft. Sie ziehen sich in vielen Fällen von Familie und Freunden zurück. Häufig sind Essstörungen symptomatisch für andere psychische Erkrankungen, vor allem bei Depressionen.
In den überwiegenden Fällen sind Menschen in der Phase des Heranwachsens betroffen, Mädchen und junge Frauen mehr als Jungen und junge Männer: 14 von 1.000 Frauen und 5 von 1.000 Männern sind statistisch betroffen.
Im Wesentlichen unterscheidet man drei Formen der Essstörung, die ineinander übergehen können:
Bulimie (Bulimia nervosa): Essanfälle als Hauptmerkmal: große Portionen werden heimlich und hastig verschlungen; Betroffene können nicht kontrollieren, was und wie viel sie essen; nach den Essanfällen kommt es zu Schuldgefühlen; um die Kalorien wieder los zu werden, steuern Betroffene gegen, zum Beispiel mit Erbrechen, Fasten, Diäten, Medikamenten oder übermäßigem Sport.
Essanfälle ohne Gegensteuern (Binge-Eating-Störung): Wiederkehrende Essanfälle: mindestens einmal pro Woche in drei Monaten; gestörtes Hunger- und Sättigungsgefühl; Betroffene sind häufig übergewichtig oder fettleibig; sie leiden unter den Essanfällen und ekeln sich vor sich selbst.
Nicht behandelte Essstörungen können nicht zuletzt schwerwiegende somatische Folgen haben: Muskelschwund, Osteoporose, Haarausfall, Unfruchtbarkeit, schwächere Immunabwehr, Zahnprobleme, um nur einige zu nennen. Ob sich Essstörungen von selbst zurück bilden können, ist nicht genügend belegt. Je länger aber eine Essstörung unbehandelt bleibt, umso größer ist die Gefahr der Chronifizierung. Nicht zu unterschätzen ist insbesondere das Risiko, an einer Essstörung, insbesondere der Anorexie, zu versterben.
Etwas mehr als jede zweite Essstörung kann man heutzutage erfolgreich behandeln. Die Therapie setzt auf eine Umstellung des Essverhaltens via Ernährungstherapie und auf Psychotherapie; das Setting kann stationär und teilstationär erfolgen. Einen wichtigen Stellenwert hat die ambulante Nachsorge.
(Quelle: patienten-information.de)
Internationale Klassifikation der Krankheiten: ICD-10 F50.0-9
Der lateinische Begriff "forum" bedeutet soviel wie "Marktplatz" oder "öffentlicher Platz". Er steht sinnbildlich für den Ort, wo seit der Antike über Jahrhunderte nicht zuletzt Recht gesprochen wurde. Insofern bezieht sich der moderne Begriff "Forensik" als Kategorie auf alle technischen und wissenschaftlichen Fachgebiete, die im Zusammenhang mit der Bearbeitung und Aufklärung von kriminellen Sachverhalten stehen.
Forensische Psychiatrie und Psychotherapie - auch hier kurz: Forensik - ist entsprechend ein Teilgebiet des medizinischen Fachbereichs Psychiatrie & Psychotherapie. Die Besonderheit der Forensik liegt in ihrer Patientenschaft. Es handelt sich um verurteilte Straftäter:innen, die aber aufgrund einer zum Tatzeitpunkt nicht vorliegenden oder eingeschränkten Schuldfähigkeit durch richterlichen Beschluss hin nicht in eine Justizvollzugsanstalt überstellt werden, sondern in eine forensische Klinik. Dabei gibt es zwei medizinische Gründe für eine eingeschränkte oder fehlende Schuldfähigkeit: Eine psychiatrische oder eine Suchterkrankung der Straffälligen.
Der komplementäre Begriff zum Justizvollzug ist in diesem Fall Maßregelvollzug. Forensische Kliniken sind entsprechend Einrichtungen des Maßregelvollzugs. Das heißt insbesondere, dass Richter:innen hier eine Maßregel anordnen und nicht im juristischen Sinn den Vollzug eines Urteils.
Wie die Durchführung des Justizvollzugs ist auch die Regelung des Maßregelvollzug eine staatliche Aufgabe. In Bayern hat die Staatsregierung die Durchführung des Maßregelvollzugs an die bayerischen Bezirke - der dritten Ebene der kommunalen Selbstverwaltung - delegiert. Denn in Bayern liegt die Aufgabe der psychiatrischen und suchtmedizinischen Versorgung der Bevölkerung bei den bayerischen Bezirken.
Altersmedizin oder Geriatrie (Aus dem Altgriechischen: "Geron" bedeutet "Alter", "Iatreia" heißt "Lehre, Wissenschaft") ist die Medizin, die sich mit den Erkrankungen des Menschen im höheren Lebensalter beziehungsweise mit den für das höhere Lebensalter typischen Erkrankungen beschäftigt. Ein wesentliches Merkmal von Patient:innen höheren Lebensalters ist der Umstand, dass diese meist an mehreren Erkrankungen leiden, die Zusammenstellung von Therapien einer einzelnen Erkrankung entsprechend nicht isoliert betrachtet werden sollte.
Die Gerontopsychiatrie (Altgriechisch "Geron" bedeutet "Greis") ist ein Fachgebiet der Psychiatrie. Sie beschäftigt sich mit der Prävention, Diagnose und Behandlung spezifischer psychiatrischer Erkrankungen des höheren Lebensalters.
Hormone sind chemische Botenstoffe, die Zellen – insbesondere Nervenzellen – zu bestimmten Reaktionen oder Aktivitäten anregen. Stark verkürzt: Nervenzellen sprechen "hormonisch".
Nervenzellen bilden die Datenleitungen im menschlichen Körper, an deren Andock-Stellen – den Synapsen – Hormone chemische Informationen abgeben. Über Hormone werden viele Körperfunktionen gesteuert: Stoffwechselvorgänge zum Beispiel, aber auch Wachstums- und Heilungsprozesse, die Sexualfunktion und vieles mehr.
Viele Hormone werden vom Körper selbst produziert, einige davon im Gehirn. Hormone können oder müssen auch in manchen Fällen von außen zugeführt werden.
Schwankungen der Konzentration eines Hormons im Blut oder in anderen Versorgungsflüssigkeiten können nicht nur wichtige Rhythmen im Körper wie Wachheit/Müdigkeit oder Stress regeln. Degenerierte Schwankungen oder ein hormonelles Defizit/Übermaß können Störungen auslösen.
Es gibt mehrere Tausend Hormone, die im menschlichen Organismus wirken. Die genaue Zahl ist nicht bekannt. Aber die Medizin kennt etwa 35 Hormone, deren Entgleisung Krankheiten auslösen kann.
Eine bekannte somatische hormonbedingte Störung ist zum Beispiel Diabetes, bei der die Produktion des Stoffwechselhormons Insulin betroffen ist, das den Blutzuckerspiegel regelt. Gut bekannt sind auch die Sexualhormone Östrogen (das „weibliche“ Hormon) und Testosteron (das „Männlichkeits“-Hormon) – die Beschreibungen sind natürlich stark verkürzt.
Wichtige Hormone, die gerade auch das psychische Wohlbefinden steuern, sind zum Beispiel das „Glückshormon“ Serotonin, das Stresshormon Adrenalin, das uns in Gefahrensituationen kampf- respektive fluchtbereit macht, das „Wachheits“-Hormon Melatonin oder das "Schmuse"-Hormon Oxytocin, das unter anderem unseren Bindungswunsch und die Fürsorglichkeit anregt (Beispiele: Mutter-Kind-Beziehung, Sexualverhalten).
„International Statistical Classification of Deseases and Related Health Problems“: Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme. Der ICD-Katalog ist einer der wichtigen Kataloge im internationalen Gesundheitswesen. Derzeit wird er in der zehnten Überarbeitung angewendet (ICD-10). Diese Kataloge dienen zur weltweit einheitlichen Einordnung von Krankheiten und Medikamenten in zusammenhängende Diagnosegebiete.
ICD-10 für Psychiatrie und Neurologie:
Kapitel V "Psychische und Verhaltensstörungen"
F00-09: Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen
F10-19: Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen
F20-29: Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen
F30-39: Affektive Störungen
F40-49: Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen
F50-59: Verhaltensauffälligkeiten in Verbindung mit körperlichen Störungen und Faktoren
F60-69: Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
F70-79: Intelligenzminderung
F80-89: Entwicklungsstörungen
F90-99: Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
Kapitel VI "Krankheiten des Nervensystems"
G00-009: Entzündliche Krankheiten des Zentralnervensystems
G10-G14: Systematrophien, die vorwiegend das Zentralnervensystem betreffen
G20-G26: Degenerative Krankheiten des Nervensystems
G35-G37: Demyelinisierende Krankheiten des Zentralnervensystems
G40-G47: Episodische und paroxysmale Krankheiten des Nervensystems
G50-G59: Krankheiten von Nerven, Nervenwurzeln und Nervenplexus
G60-G64: Polyneuropathien und sonstige Krankheiten des peripheren Nervensystems
G70-G73: Krankheiten im Bereich der neuromuskulären Synapse und des Muskels
G80-G83: Zerebrale Lähmung und sonstige Lähmungssyndrome
G90-G99: Sonstige Krankheiten des Nervensystems
Findet man für körperliche Beschwerden einer Patient:in trotz umfangreicher Untersuchungen und Nachforschungen keine körperlichen oder psychischen Ursachen, nennt man diese Symptome/Beschwerden "idiopathisch". Oder anders: "Idiopathisch" ist ein Symptom solange, bis eine Ursache gefunden ist.
Es handelt sich bei einer idiopathischen Erkrankung gerade nicht um eine Hypochondrie, bei die Patient:innen eine Erkrankung vermutet, obwohl medizinische Befunde das Gegenteil zeigen.
Im Lateinischen bedeutet „cognoscere“ soviel wie „erkennen, begreifen, lernen“. Kognition bezeichnet in der Medizin die vornehmlich nicht unterbewusste Verarbeitung von Information, hauptsächlich über das Gehirn. Der Begriff ist jedoch nicht vollständig abgrenzbar, insbesondere nicht von seinem Komplementärbegriff, dem Affekt, oder der Emotion.
Kognitive Fähigkeiten des Menschen sind entsprechend unter anderem Denken, Lernen, Interpretation und logisches Steigern, Abwägen und Begründen, Planen und Vorausschauen, Überzeugungen Ausbilden, Kreativität und Vorstellungskraft. In Psychiatrie und Psychotherapie gehören insbesondere auch Aufmerksamkeit, Selbstreflexion und Einsichtsfähigkeit zu den kognitiven Fähigkeiten. Die Liste ist nicht abschließend.
Kognitive Störungen bezeichnen entsprechend Einschränkungen kognitiver Fähigkeiten. Als Symptome können sie Hinweise auf Erkrankungen geben. Beispiele: Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit zeigen oft Defizite bei der Konzentrationsfähigkeit; Einschränkungen des Gedächtnisses sind oft symptomatisch für dementielle Syndrome.
Darunter versteht man das Vorliegen weiterer diagnostisch beschreibbarer Syndrome oder Erkrankungen zusätzlich zu einer Grunderkrankung. Dabei muss diese Begleiterkrankung nicht notwendigerweise typisch für eine Grunderkrankung sein.
Es handelt sich hier um Nervenflüssigkeit, auch Nervenwasser genannt. Sie befindet sich einmal im Zwischenraum zweier Membranschichten, die sowohl das Gehirn als auch den Rückenmarkskanal, also die wesentlichen Einheiten des Zentralen Nervensystems (ZNS), umgeben. Liquor wirkt dort wie ein „Schmiermittel“ zwischen den Membranen. Zum anderen befindet sich Nervenwasser in verschiedenen Hohlräumen des ZNS. Es wirkt hier schockabsorbierend.
Da an der Blut-Hirn-Schranke die Ver- und Entsorgungsfunktion des Blutkreislaufs endet, wird vermutet, dass Liquor auch hier Funktionen vor allem der Entsorgung des Gehirns und Rückenmarks von Stoffwechselabfällen vornimmt.
Durch seine enge Verbindung zum ZNS ist Liquor ein Trägerstoff, der zum labortechnischen Nachweis von bestimmten neurologischen Erkrankungen genutzt wird, etwa bei entzündlichen Vorgängen wie etwa bei Multipler Sklerose.
Therapiemethode bei Schlaganfällen aufgrund eines Verschlusses eines gehirnversorgenden Blutgefäßes. Der Verschluss – in aller Regel ein Blutgerinnsel (Thrombus) – wird durch Medikamentengabe aufgelöst und das Gefäß somit wiedereröffnet: Die betroffene Gehirnregion wird über das Blutgefäß wieder mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Bei Schlaganfällen aufgrund einer Gehirnblutung darf eine Lysetherapie hingegen nicht angewendet werden.
Manien sind psychische Störungen aus der Gruppe der affektiven Störungen. Sie sind durch eine episodisch überdurchschnittlich überhöhte Stimmungslage gekennzeichnet. In einer manischen Episode sind Patient:innen weit über dem normalen Niveau aktiv, praktisch nicht zu bremsen und hypereuphorisch. In ihrem Sozialverhalten neigen sie zu Grenzüberschreitungen, auch im Sexualverhalten. Sie verlieren die Fähigkeit, Maß zu halten, etwa im Umgang mit Geld. Ihre Kognition ist oft eingeschränkt und die Realitätswahrnehmung ist verändert. In der manischen Phase fehlt ihnen oft die Einsicht in ihren Zustand und die Konsequenzen ihres Handelns: sie überschätzen sich selbst.
Vielen Patient:innen droht in einer längeren manischen Phase durch eine Kombination aus Schlafmangel aufgrund überbordenden Antriebs und einer entsprechenden Überreizung des Gehirns die zusätzliche Ausbildung einer psychotischen Störung.
Ursächlich sind häufig genetische Faktoren, aber auch bestimmte Stoffwechsel- und/oder hormonelle Störungen.
Internationale Klassifikation der Krankheiten: ICD-10 F30
Opiate sind eine Kategorie Medikamente, die aus natürlichem Opium (das heißt Schlafmohn) gewonnen werden. Der Hauptwirkstoff ist Morphin. Es betäubt nicht nur körperliche Schmerzen, sondern auch psychische. Opiate können euphorische bis ekstatische Zustände hervorrufen und bergen eine hohe Suchtgefahr. Deswegen unterliegen Opiate in Deutschland dem Betäubungsmittelgesetz.
Das sind synthetisch hergestellte und stark wirksame Schmerz- und Betäubungsmittel. Sie wirken ähnlich wie Morphin (siehe: Opiate). Opioide haben ein hohes Suchtpotenzial und werden nur auf ärztliches Rezept ausgegeben.
Panik ist ein Anfall überbordender Angst mit extremen körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Schweißausbruch, Atemnot oder die Unmöglichkeit, sich zu bewegen. Sie kann als Panikattacke anfallartig (episodisch, nur relativ kurz andauernd) auftreten. Panik kann mit anderen Ängsten/Angststörungen einhergehen, sie kann aber auch als Panikstörung ohne konkreten Zusammenhang mit einem äußeren oder inneren Anlass auftreten. Die Panikstörung gehört zur Gruppe der affektiven Störungen.
Internationale Klassifikation der Krankheiten: ICD-10 F41.0
Phobien bilden eine eigene Kategorie bei den Angststörungen, die sogenannten gerichteten Angststörungen. Darunter versteht man Ängste, die sich auf ein Objekt oder eine Situation beziehen, also durch eine benennbare äußere Ursache ausgelöst werden.
Alle Phobien können sich bis zu Panikstörungen steigern. Viele Betroffene gehen mit ihrer gerichteten Angst um, indem sie die auslösenden Trigger konsequent vermeiden: Diese Strategie kann funktionieren, solange die Vermeidung zu keinen für den Betroffenen und dessen Umfeld untragbaren Konsequenzen führt.
Internationale Klassifikation der Erkrankungen: ICD-10 F40
Jeder Mensch erlebt im Laufe seines Lebens schlimme Ereignisse. Ist ein solches Ereignis extrem belastend, so kann die Psyche mit Verzögerung - posttraumatisch - darauf reagieren und entwickelt möglicherweise eine Störung: eine Posttraumatische Belastungsstörung. Etwa jeder zehnte Mensch, der ein Trauma erlebt, entwickelt eine PTBS. Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens an einer PTBS zu erkranken, liegt weltweit bei acht Prozent.
Als extrem gelten meist Ereignisse, die in ihrer Art absolut außergewöhnlich beziehungsweise katastrophenartig sind: Von Naturkatastrophen und Kriegen über schwere Unfälle, Gewalterfahrungen, Erkrankungen bis hin zu schlimmen Verlusten aller Art und jeglicher Dauer. Die Betroffenen erleben bei diesen Ereignissen, die auch Trauma (Mehrzahl: Traumata; lateinisch "traumare" = schlagen, verletzen) genannt werden, neben Angst vor allem auch das Gefühl eines absoluten Kontrollverlusts. Sie können sich selbst aus dem Trauma nicht befreien, sind hilflos, fühlen sich schutzlos, ausgeliefert, ohne jeden Ausweg. Dabei gilt, dass besonders die durch andere Menschen ausgelösten extremen Ereignisse als besonders schlimm gelten: Gewaltverbrechen, Vergewaltigungen, körperliche und psychische Mißhandlungen etwa.
Es gibt zwei Typen von Traumata:
TYP1: Einmaliges, kurzes Trauma
TYP2: Längeres beziehungsweise wiederholtes Trauma
Auch Menschen, die einem PTBS-Opfer nahe stehen oder Zeugen seines Traumas sind, können selbst eine PTBS entwickeln und sind damit sekundäre Opfer eines Traumas.
Die Symptome einer PTBS sind vielfältig, aber typischerweise durchleben Patient:innen ihr spezifisches Trauma immer wieder, etwa spontan als sogenannte Flashbacks oder angestoßen durch äußere Trigger. PTBS-Patient:innen hängen dem Trauma in Tag- oder nächtlichen Albträumen nach. Entsprechend neigen sie dazu, alles zu vermeiden, was mit dem Trauma in Zusammenhang stehen könnte. Dies spiegelt sich auch in ihrem Verhalten: Viele wirken emotional abgestumpft, sozial teilnahmslos und gleichgültig. Bei vielen zeigt sich eine Form von nervöser Übererregung oder Überreiztheit. Sie sind schreckhaft, ständig auf der Hut. Schlafstörungen sind nicht selten. Nicht zuletzt können kognitive Fähigkeiten gemindert sein, allen voran Erinnerung und Gedächtnis. Viele Menschen können sich an ihr Trauma nicht erinnern.
Syndromatisch für PTBS sind auch weitere psychische Erkrankungen wie Depression, Angststörungen oder auch Suchtverhalten.
Die genauen gehirnphysiologischen Ursachen der PTBS sind noch nicht weitergehend enträtselt. Unter Expert:innen unstrittig ist, dass genetische Vorbelastung das Risiko einer PTBS erhöht. Doch auch Prägung und Lernen durch Erfahrung spielen eine Rolle. Besonders fördernde Belastungsfaktoren sind auch mangelnde Unterstützung durch das soziale Umfeld nach einem Trauma. Auch Traumaerfahrung in der Familie selbst können die eigene PTBS-Anfälligkeit erhöhen. Selbstverständlich können auch Dauer und Schwere des Traumas als Risikofaktoren benannt werden.
Internationale Klassifikation der Krankheiten: ICD-10 F43.1
Medizinischer Fachbereich, der sich mit psychischen Störungen des Menschen beschäftigt. Früher war die Psychiatrie mit der Neurologie im medizinischen Fachbereich Nervenheilkunde integriert. Während sich die Neurologie mit den körperlich-organischen Aspekten des menschlichen Gehirns (und des Zentralen und Peripheren Nervensystems sowie diese versorgender Strukturen) beschäftigt, stehen bei der Psychiatrie Erkrankungen im Fokus, bei denen das Verhalten, Empfinden und/oder die Selbstwahrnehmung eines Menschen krankhaft abweichen. Im Wort Psychiatrie steckt der griechische Begriff "Psyche", der soviel wie "Seele" bedeutet. Moderne Psychiatrie ist dabei mehr als "Seelenheilkunde". Sie erfasst den Patienten biologisch, psychologisch und in seinem sozialen Kontext.
Die biologische Sichtweise der Psychiatrie beschäftigt sich mit den Funktionsweisen des Gehirns beziehungsweise möglichen organischen Ursachen für psychiatrische Störungen, etwa Stoffwechsel, Hormone oder geschädigte Physiologie des Gehirns. Die psychologische Perspektive richtet ihren Blick auf gestörte Selbstregulationsmechanismen und Verhaltensweisen. Prägung und Einflüsse des sozialen Umfelds auf Patient:innen, deren individuellen Lebensgeschichten und spezifische Stressoren sind der dritte Pfeiler moderner psychiatrischer Methoden.
Die Psychoanalyse ist im Grunde ein psychotherapeutisches Verfahren, das die Ursachen für psychische Störungen in der (frühen) Lebensgeschichte der Patient:innen sucht. Ziel des Therapeuten (hier: Psychoanalytiker) ist es, die Betroffenen zum Erkennen, Verstehen und somit Verarbeiten der eigenen Biografie zu bringen, so dass seine psychischen Symptome abklingen. Begründer der Psychoanalyse ist der Wiener Psychiater Sigmund Freud.
In den letzten Jahren haben sich psychoedukative Verfahren in der Behandlung von psychiatrischen Patient:innen weitestgehend etabliert. Inhaltlich geht es darin um Wissensvermittlung über die Erkrankung (Diagnose, Symptome, neurobiologische Mechanismen), aber auch um Darstellung der Möglichkeiten der Früherkennung, der Rückfallprävention (Erstellung eines individuellen Krisenplans) sowie medikamentöser und psychotherapeutischer Maßnahmen. Den Patient:innen soll in der regelmäßig stattfindenden Gruppe eine empathische, aber realistische Vorstellung davon gegeben werden, was es bedeutet, an einer spezifischen psychiatrischen Störung erkrankt zu sein und welche Möglichkeiten der Behandlung in Frage kommen.
Heute beschäftigen sich zwei Fachbereiche an den deutschen Universitäten mit der menschlichen Psyche: "Psychiatrie & Psychotherapie" aus medizinischer Sicht und die "Psychologie", die in anderen, meistens aber in den geisteswissenschaftlichen Fakultäten verortet ist.
Die Psychologie ist in großen Teilen eine empirische Disziplin. Sie beschäftigt sich mit Verhaltensweisen des Menschen und seiner Organisationsformen und sucht nach Erklärungsmodellen. Ihr Fokus liegt auf der "gesunden Seele" im Sinne von Norm oder Richtschnur. Die "erkrankte Seele" ist für ihr Teilgebiet Klinische Psychologie entsprechend als Abweichung von der Norm relevant. Psychologie als Wissenschaft liefert viele Ansatzpunkte und Erklärungsmodelle, auf denen andere Disziplinen - nicht zuletzt auch die Psychatrie & Psychotherapie - aufsetzen oder anknüpfen.
Die Psychose ist einer der grundsätzlichen, gleichzeitig aber unscharfen Begriffe in der Psychiatrie. Sie ist keine Erkrankung im engeren Sinne, sondern einerseits ein Sammelbegriff für Erkrankungen, die mit psychotischen Symptomen einhergehen. Psychotische Symptome sind andererseits für bestimmte Erkrankungen typisch, darunter psychiatrische Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis oder bei Drogenkonsum. Psychosen können ebenso Symptome bei somatischen, beispielsweise neurologischen Erkrankungen sein.
Bei psychotischen Symptomen handelt es sich in der Hauptsache um Störungen der Bewertung von äußerer und/oder innerer Realität. Psychosen äußern sich beispielsweise als wahnhafte Überzeugungen/Vorstellungen (etwa Verfolgungswahn) oder als Halluzinationen (etwa Stimmenhören). Auch die Ich-Bewertung kann betroffen sein: In der Psychose haben manche Patient:innen die Überzeugung, sie seien eine andere Person oder sie hätten eine bestimmte Mission. Als Syndrome treten Psychosen nicht selten auch gemeinsam mit affektiven Störungen auf, etwa starken Erregungszuständen oder Manien. Nicht zuletzt können Menschen in psychotischen Phasen katatonisch sein, also ein Zuviel oder ein Zuwenig an körperlicher Motorik, Mimik und/oder Ausdruck zeigen.
Internationale Klassifikation der Krankheiten: ICD-10 F06, F20-24, F28, F29
Die Psychosomatik ist Teil des universitären medizinischen Fachbereichs "Psychotherapie & Psychosomatik", an manchen Universitäten ist sie Teil des Fachbereichs Psychologie. Aus ihrer griechischen Wortbedeutung "Psycho" (=seelisch) und "Soma" (=Körper) geht ihr ganzheitlicher Ansatz hervor: Die Verquickung und Interaktion psychischer und körperlicher Themen bei der Ausbildung von Krankheitssymptomen und Beschwerden. Die psychosomatische Medizin diagnostiziert und therapiert bislang in der Hauptsache Erkrankungen, bei denen körperlich-organische Symptome auf psychische Ursachen zurückzuführen sind. Ihr Gegenstück wäre die "Somatopsychiatrie oder -psychologie", bei der körperlich-organische Erkrankungen psychische Symptome hervorrufen. In der Ausdifferenzierung des Begriffs "Psychosomatik" finden sich immer mehr somatopsychische Themen.
Beispiele für psychosomatische Erkrankungen, bei denen eine psychische Ursache sich körperlich manifestiert:
Beispiele für psychosomatische Erkrankungen, bei denen eine körperliche Ursache psychische Symptome hervorruft:
Eine Untergruppe der psychosomatischen Diagnosen sind die sogenannten somatoformen Störungen. Hier leiden Patient:innen an körperlichen Symptomen, denen aber keine nachweisbare somatische Erkrankung zugrunde liegt. Bekannteste Form sind Schmerzsymptome, etwa Rückenschmerzen, bei denen keine Degeneration an Nerven, Muskeln oder Skelett nachweiswar ist. In diesen Fällen können psychotherapeutische Methoden Linderung bringen.
Psychosoziale Faktoren sind Einflüsse, die aus dem sozialen Umfeld heraus auf die Entwicklung und Ausprägung der betroffenen Psyche einwirken können (www.konzentum.at).
Beispiele: Bindungserfahrungen und Erziehung im familiären Umfeld von Kindern und Jugendlichen; Gruppendynamiken im Verein, dem Freundeskreis u.ä.; das Arbeitsumfeld mit Bestätigung und Stress als psychosoziale Gegenpole.
Die Psychotherapie bezeichnet einen Methodenansatz bei der Behandlung psychisch erkrankter Menschen. Weitere Methodenansätze sind biologisch wirksame Therapien und psychosoziale Maßnahmen.
Die Psychotherapie erfasst vor allem die gesprächsbasierenden Behandlungsformen (Einzel- und Gruppengesprächstherapie), aber auch Verfahren zur Entspannung und kognitive Trainingsformen, die Transaktionsanalyse, die Psychoanalyse und vieles mehr.
Recovery (englisch "Erholung", "Wiedererlangung") ist ein Konzept zur Gesundung bei psychischen Erkrankungen, das in der Selbsthilfebewegung psychiatrieerfahrener Menschen entstanden ist. Recovery unterstützt psychisch erkrankte Menschen dabei, aktiv einen individuellen Gesundungsweg zu gehen.
Wesentliche Bausteine von Recovery sind
Recovery fördert die Selbstverantwortung für ein zufriedenes Leben.
(Frei nach der Broschüre „Recovery - Reise zur Gesundung. Hoffnung macht Sinn“ des Dachverbandes Gemeindepsychiatrie e. V.)
Rehabilitation (Lateinisch "rehabilitare": Wiedererlangen) ist eine medizinische Behandlungsphase, die sich der Therapie(phase) einer Erkrankung meist anschließt, aber auch schon während der Therapie stattfinden kann (etwa Frührehabilitation in der Intensivmedizin). In der Rehabilitation werden nicht in erster Linie die Symptome und Ursachen der eigentlichen Erkrankung behandelt, sondern spezifische Einschränkungen, die die Erkrankung mit sich bringt. Ziel der Rehabilitation ist die möglichst weitgehende Wiederherstellung beziehungsweise die Rück- oder Neugewinnung von Fähigkeiten, die die Betroffenen durch Erkrankung oder aufgrund der Therapie verloren haben. Sie sollen nach Abschluss der Rehabilitation so uneingeschränkt wie möglich wieder in ihre privaten Leben zurückkehren können. Rehabilitation zielt in hohem Maße auf die Lebensqualität der Patient:innen ab. Beispiel: Wiedererlernen von Bewegungsabläufen nach einem Schlaganfall mit Lähmungssymptomen.
Das Phänomen der besonderen Widerstandsfähigkeit der menschlichen Psyche bezeichnet die Psychologie mit dem Begriff „Resilienz“ (Lateinisch „resilire“: abprallen).
Maßgeblich wurde der Begriff in den 1970er Jahren geprägt. Die amerikanischen Forscherinnen Emmy Werner und Ruth Smith beschäftigten sich damals mit der Frage, wie sich Armut, psychisch kranke Eltern, Kriminalität und Drogen auf Kinder auswirken. In einer Langzeitstudie mit 698 hawaiianischen Kindern des Geburtsjahrgangs 1955 fiel auf: Von dem etwa einen Drittel der Kinder, die in ein sozial prekäres Umfeld hineingeboren wurden, entwickelte sich wiederum ein Drittel trotzdem zu erfolgreichen, aktiven und psychisch gesunden Erwachsenen. Daraus schlossen die Wissenschaftlerinnen: Resiliente Menschen verfügen möglicherweise über ein Set nützlicher „Instrumente“ – Persönlichkeitsmerkmale, Einstellungen, Strategien – mit deren Hilfe sie mit den negativen Umständen zurechtkommen oder sich sogar aus ihnen lösen: Sie sind oder werden zu resilienten Menschen.
Resilienz als psychologisches Konzept geht heute davon aus, dass manche Menschen gute – nicht zuletzt psychosoziale – Verhaltensweisen und Eigenschaften innehaben, aber auch im Lauf des Lebens entwickeln, und so mit widrigen Umständen erfolgreich zurechtkommen. Hinweise liefert abermals die Hawaii-Studie: die persönliche Resilienz eines Menschen kann sich im Verlauf seines Lebens durchaus verändern und veränderten Bedingungen anpassen. Resilienz kann man erwerben!
Moderne psychotherapeutische Verfahren vermitteln genau dies: Auch wenn die äußeren Umstände oftmals nicht veränderbar sind, die eigenen Einstellungen und Verhaltensmuster beziehungsweise -strategien sind es. Die kognitive Verhaltenstherapie bearbeitet gezielt die persönlichen Überzeugungen und identifiziert individuelle Ressourcen.
Krankheiten können mit verschiedener Dauer und Periodizität auftreten. Eine zeitlich abgrenzbares, oft auch einmaliges Ereignis nennt sich Episode. Demgegenüber steht eine chronische Entwicklung, bei der eine Krankheit dauerhaft auftritt.
Rezidivierend bezeichnet man Krankheitsverläufe, bei der die Erkrankung immer wieder nach Phasen der Beschwerdefreiheit in Erscheinung tritt. Auch Rückfälle wären solche rezidivierende Ereignisse. Es gibt zudem Krankheiten, die sich in einer mehr oder weniger regelmäßigen Abfolge von Beschwerdefreiheit und Erkrankung verstetigen. Diese Verläufe nennt man chronisch-rezidivierend.
Psychiatrische Störungen, die sowohl Symptome aus dem schizophrenen Bereich als auch der bipolaren Störung zeigen. Je nach Ausprägung unterscheidet man schizomanische, schizodepressive oder Mischformen.
Schizoaffektive Störungen sind zwar im ICD-Katalog (Internationa Classification of Deseases) beschrieben, doch ist die Fachwelt noch nicht einig, ob es sich um eine eigene Erkrankung handelt, oder ob es sich um Syndrome handelt, die auf andere psychische Erkrankungen hindeuten. Eine Definition möglicher Ursachen und daraus abgeleiteter Therapiemethoden einer schizoaffektiven Störung sind noch nicht abschließend erfolgt.
Internationale Klassifikation der Krankheiten: F 25.0
Schizophrenien (eigentlich schizophrene Psychosen) sind psychische Erkrankungen, die sich in einer großen Variation an individuellen Symptomausprägungen und Verläufen zeigen können. Sie gehören zum psychotischen Formenkreis. Vereinfachend gesagt, weichen bei Betroffenen fast immer das innere Erleben und das daraus resultierende Verhalten von der äußeren Realität ab. Es können wahnhafte Vorstellungen entwickelt werden (etwa Verfolgungswahn) oder Halluzinationen (wie Stimmenhören). Manche Patient:innen fühlen sich manipuliert. In ihrem Verhalten neigen sie unter anderem eher zu sozialem und emotionalem Rückzug, gedrückter Stimmung, Antriebslosigkeit und einer Verflachung der Gefühle.
Bis zu einem Prozent der Bevölkerung ist von Schizophrenien betroffen, Männer und Frauen etwa in gleichem Maße. Die Erkrankung kann einmalig auftreten, aber auch rezidivierend, das heißt in unregelmäßigen Intervallen. Bekannt ist hier die sogenannte Drittel-Lösung: Ein Drittel der Patient:innen hat nur eine einmalige psychotische Episode, ein Drittel entwickelt eine rezidivierende Erkrankung, ein Drittel erkrankt chronisch im Sinne von ohne Unterbrechung.
Die Ursachen der Schizophrenie sind noch weitgehend unklar, doch scheint es mehrere Auslöser zu geben. Wichtig in diesem Zusammenhang ist jedoch der Begriff der Vulnerabilität, das heißt der individuellen Schwelle, bis zu der ein Mensch Stress und Stressoren gut verarbeitet.
Psychologische Behandlungsverfahren spielen neben der Pharmakotherapie eine wichtige Rolle für die Verringerung von Krankheitssymptomen, die Verbesserung von Lebensqualität und die Verminderung der individuellen Vulnerabilität. Lange Zeit galt Schizophrenie als psychologisch nicht behandelbar. Inzwischen werden in der S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie (DGPPN) psychotherapeutische Interventionen bei Schizophrenie sogar gefordert und stellen eine wichtige Ergänzung zur medikamentösen Therapie dar. Folgende therapeutische Elemente haben sich dabei als wirksam erwiesen: Psychoedukation, Angehörigenarbeit, Fertigkeitentrainings, Kognitive Remediation und Kognitive Verhaltenstherapie.
Internationale Klassifikation der Krankheiten ICD: F 20.0-F20.6
Niemand darf aufgrund einer Erkrankung diskriminiert werden - das ist ein wichtiger Grundsatz des deutschen Grundgesetzes. Gesundheit und Krankheit sind absolut privat, Informationen darüber müssen geschützt werden. Diese Schutzbedürftigkeit drückt sich zuvorderst in der absoluten Verpflichtung der behandelnden Ärzt:innen, Pflegekräfte und Therapeut:innen zur Diskretion gegenüber Dritten aus. Die ärztliche Schweigepflicht ist im Krankenhaus nicht nur für medizinisches Personal verbindlich, sondern für alle Beschäftigten rund um das Patientenbett und sämtliche unterstützenden Berufe. Kurz: Für die gesamte Belegschaft. Nur die Patient:innen selbst können die behandelnden Ärzt:innen von der Schweigepflicht entbinden und diese ermächtigen, beispielsweise auch Angehörigen in einem persönlichen Gespräch Auskunft über Gesundheitszustand der Patient:in zu geben. Ein unauthorisierter Bruch dieser Schweigepflicht ist undenkbar, denn er würde nicht zuletzt das für den Behandlungserfolg unabdingbare Vertrauensverhältnis zwischen Ärzt:in und Patient:in verletzen.
Bei telefonischen Anfragen über das Befinden von Patient:innen müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der medbo deswegen sehr zurückhaltend sein. Am Telefon lässt sich schwer prüfen, wer anruft. Bitte haben Sie daher Verständnis, wenn am Telefon keine oder nur sehr kurze Antworten gegeben werden. Dies geschieht zur Wahrung der Patient:innen-Rechte. Alle Patient:innen können auf Wunsch eine Auskunftssperre bei der medbo hinterlegen lassen, sodass keinerlei Auskünfte gegeben werden.
Das sind Wirkstoffe aus der Gruppe der Antidepressiva. SSRI (englisch: Selective Serotonine Reuptake Inhibitor) werden zur medikamentösen Behandlung von Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen sowie Panikerkrankungen verwendet.
Sie blockieren die Transportmechanismen für das Hormon Serotonin im Gehirn. Genauer: Indem die Serotonin-Moleküle nicht mehr beziehungsweise nicht mehr so schnell durch Stoffwechselvorgänge entsorgt werden, erhöht sich die Serotonin-Konzentration in den Spalten zwischen den Synapsen der Nervenzellen im Gehirn. Synapsen sind die „Sender-/Empfänger“-Einheiten von chemischen Botenstoffen an den langen Nervenzell-Armen (Axone). Über sie kommunizieren Nervenzellen miteinander.
Alt Botenstoff im Gehirn (Neurotransmitter) steuert Serotonin beispielsweise die Stimmung, den Appetit, kognitive Funktionen wie Konzentration und Lernfähigkeit. Es wirkt im Körper auch gefäßverengend, also Blutdruck-steigernd. Damit ist es in seiner Wirkung ein anregendes Hormon. Gebildet wird es im Magen-Darm-Trakt. Serotonin wird alltagssprachlich oft als „Glückshormon“ bezeichnet. Damit gilt grob vereinfacht: Je mehr Glückshormone die Synapsen im Gehirn von Patient:innen anregen, umso größer ist die antidepressive Wirkung. Was nicht so einfach gilt: Dass mehr Serotonin im Gehirn einen gesunden Menschen noch glücklicher macht!
SNRI (englisch: Serotonine Noradrenaline Reuptake Inhibitor) sind Wirkstoffe aus der Gruppe der Antidepressiva, die zur Behandlung vor allem von Depressionen eingesetzt werden, aber auch bei zum Beispiel generalisierten Angststörungen, bei Panikstörungen sowie bestimmter Schmerzsyndrome.
Sie setzen an den Transportmechanismen zweier Hormone an: Serotonin und Noradrenalin. Hormone sind chemische Botenstoffe. SNRI hemmen den Abtransport dieser Hormone aus dem Gehirn, so dass die jeweilige Hormonkonzentration im Gehirn – genauer: zwischen den Spalten der Synapsen zweier Nervenzellen – erhöht bleibt. Synapsen sind die „Sender-/Empfänger“-Einheiten an den langen Nervenzell-Armen (Axone). Über sie kommunizieren Nervenzellen miteinander, indem die Synapsen Hormon-"Lieferungen" identifizieren beziehungsweise chemische Stoffe absondern.
Serotonin ist auch als "Glückshormon" bekannt. Im Gehirn steuert es als Botenstoff beispielsweise Stimmungen, den Appetit, kognitive Funktionen wie Konzentration und Lernfähigkeit. Es wirkt im Körper auch gefäßverengend, also Blutdruck-steigernd. Damit ist es in seiner Wirkung ein anregendes Hormon. Gebildet wird es im Magen-Darm-Trakt.
Noradrenalin kurbelt in Stresssituationen verschiedene Mechanismen an. Insbesondere verengt es die Blutgefäße, so dass der Blutdruck im Körper steigt. Auch bei der Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus spielt es eine Rolle. Ganz wichtig: Es ist auch eine Art Katalysator für die eigentliche Ausschüttung des Stresshormons Adrenalin, über das der bekannte Kampf-Flucht-Reflex geregelt wird. Gebildet wird es neben dem Gehirn hautpsächlich in der Nebennierenrinde.
Unter Somatik versteht man diejenigen medizinischen Fachbereiche, die sich mit körperlich-organischen Funktionsweisen, Erkrankungen und Gesundheitszuständen beschäftigen. Das griechische Wort „soma“ bedeutet so viel wie „Körper“. Der komplementäre Begriff ist entsprechend „Psychiatrie“ („Psyche“ bedeutet „Seele, Geist“, „Iatreia“ ist griechisch für „Wissenschaft“). Sie umschreibt den medizinischen Fachbereich, der sich mit seelischen/psychischen Störungen beschäftigt.
Der Sozialdienst berät Patient:innen und Angehörige rund um den Übergang in eine weitere Versorgungsphase - etwa von Therapie in die Rehabilitation - und vor allem beim Übergang zurück in das private Leben. Es geht bei der Arbeit des Sozialdienstes vor allem um sozialrechtliche Fragen wie Krankengeld, Rente, Pflegeversicherung, Betreuungsrecht, Vorsorgevollmacht, Schwerbehindertenrecht oder berufliche Rehabilitation. Seine Arbeit beginnt entsprechend schon während des Aufenthalts in der Akut- oder Rehabilitationsklinik. Er begleitet Patient:innen bei Bedarf bei Behördengängen und ist behilflich bei der Antragstellung von möglichen Leistungen. Außerdem unterstützt der Sozialdienst Patient:innen bei der Organisation von ambulanten Hilfen, der Nachsorge, der Anbindung an Hilfsorganisationen, Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen.
Im medizinischen Fachbereich Psychiatrie verwendet man den Begriff nicht nur als Alternative, sondern durchaus auch in Abgrenzung zum Begriff „Krankheit/Erkrankung“, der vor allem von somatischen Fachbereichen geprägt ist. „Krankheit“ wird im allgemeinen Sprachgebrauch meist als relativ eindeutig benennbare Ursache für die Abweichung vom Normalzustand „gesund“ verstanden. Stark verkürzt könnte man sagen: Heilt man die Ursache, dann ist der Normalzustand mehr oder weniger wiederherstellbar. Der Begriff der (psychiatrischen) Störung ist komplexer: Eine Störung ist in der Regel oft nicht scharf abgrenzbar von anderen Störungen beziehungsweise geht mit weiteren Störungen einher. Sie manifestiert sich nicht oder nicht immer in erster Linie in körperlich-organischen Symptomen, sondern vor allem in Aspekten wie dem Sozialverhalten, den Affekten oder der Kognition eines Menschen.
Es gibt medizinische Kataloge, die Erkrankungen und Störungen aller Art im Detail beschreiben und klassifizieren. Sie dienen in der Diagnose von Erkrankungen unter anderem als Checklisten, die der Mediziner bei der Abklärung – nicht nur, aber auch – zu Rate zieht. Auch die Zuordnung von Medikamenten erfolgt über diese Diagnosesysteme und die Krankenkassen fordern die Klassifizierung von Diagnosen über diese Kataloge für die Abrechnung. In Deutschland ist der ICD-Katalog (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems), derzeit in der 10. Überarbeitung, für alle an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden Haus- und Fachärzt:innen sowie für ärztliche geleitete Einrichtungen obligatorisch.
ICD-10 für Psychiatrie und Neurologie:
Kapitel V "Psychische und Verhaltensstörungen"
F00-09: Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen
F10-19: Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen
F20-29: Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen
F30-39: Affektive Störungen
F40-49: Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen
F50-59: Verhaltensauffälligkeiten in Verbindung mit körperlichen Störungen und Faktoren
F60-69: Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
F70-79: Intelligenzminderung
F80-89: Entwicklungsstörungen
F90-99: Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
Kapitel VI "Krankheiten des Nervensystems"
G00-009: Entzündliche Krankheiten des Zentralnervensystems
G10-G14: Systematrophien, die vorwiegend das Zentralnervensystem betreffen
G20-G26: Degenerative Krankheiten des Nervensystems
G35-G37: Demyelinisierende Krankheiten des Zentralnervensystems
G40-G47: Episodische und paroxysmale Krankheiten des Nervensystems
G50-G59: Krankheiten von Nerven, Nervenwurzeln und Nervenplexus
G60-G64: Polyneuropathien und sonstige Krankheiten des peripheren Nervensystems
G70-G73: Krankheiten im Bereich der neuromuskulären Synapse und des Muskels
G80-G83: Zerebrale Lähmung und sonstige Lähmungssyndrome
G90-G99: Sonstige Krankheiten des Nervensystems
Symptome sind feststellbare körperliche oder psychische Anzeichen oder Reaktionen. Im Prozess der Diagnosestellung werden Symptome regelhaft abgeprüft, gemessen, erfasst und beobachtet. Gruppen von Symptomen, die in ihrem gemeinsamen Auftreten einen spezifischen Hinweis auf bestimmte Erkrankungen geben, nennt man Syndrome. Beispiel: Das Symptom Schweißausbruch kann im Zusammenhang mit weiteren Symptomen wie beispielsweise Herzrasen und Atemnot ein syndromatischer Hinweis auf eine (psychiatrische) Angsterkrankung, aber auch auf die (körperlich-organische) Erkrankung Herzinfarkt sein.
Therapie bezeichnet die Summe aller medizinischen Versorgungsmaßnahmen, die im Konzert geeignet sind, eine Erkrankung oder Störung zu stabilisieren, zu lindern und/oder zu heilen. Gleichzeitig bezeichnet Therapie den Prozess der Durchführung dieser Maßnahmen. In der Psychiatrie kennt man biologische Therapien, also somatisch wirksame Therapien (etwa medikamentöse, Licht- oder Bewegungstherapien), psychologisch-psychotherapeutische Maßnahmen (etwa Verhaltens- oder Gesprächstherapien) und soziale Therapien (beispielsweise Psychoedukation und andere pädagogische Maßnahmen).
Die Thrombektomie ist ein interventionelles Therapieverfahren in Neurologie und Neuroradiologie bei einem Gehirninfarkt, das heißt bei einem Schlaganfall aufgrund eines Gefäßverschlusses im Gehirn. Über einen Schnitt in der Leistengegend wird über eine der großen Arterien, die das Gehirn ansteuern, ein Führungskatheter eingebracht. Dieser wird bis zur Engstelle im Gehirn geschoben. Über den Führungskatheter wird ein zweiter Katheter an die Engstelle geführt, über den mittels eines Stents (eine Art netzartiger Ballon) das Gerinnsel eingefangen und entfernt werden kann. Die Patient:innen sind dabei unter Vollnarkose.
Die THS wird oft als „Gehirnschrittmacher“ übersetzt. Sie ist ein operativer Eingriff, bei der über kleine Bohrungen in der Schädeldecke Elektroden eingebracht werden, die subkutan (unter der Haut) über Leitungen mit einem im Schulterbereich eingepflanzten Schrittmacher verbunden sind. Über diesen Schrittmacher werden elektrische Impulse gesteuert/gesendet, die die Zielregionen im Gehirn stimulieren. Die THS ist dabei eine Kann-Lösung: Vor dem Eingriff wird medizinisch und psychologisch geprüft, ob der Patient/Patientin geeignet ist.
Das Verfahren hat sich bei der Therapie von Morbus Parkinson bewährt, wenn herkömmliche Therapien keine überzeugenden Resultate (mehr) erbringen. Auch im Bereich der Angststörungen wurden schon einige, wenige Patient:innen behandelt.
Es handelt sich um ein Gehirn-Stimulationsverfahren, das heißt ein Verfahren, mit dem auf das menschliche Gehirn von außen eingewirkt und das ohne jede operative Maßnahme angewendet werden kann. Das Verfahren wird in der medbo Regensburg zur Behandlung von Depressionen sowie des chronischen Tinnitus eingesetzt.
Bei der tES werden jeden Tag für etwa 20 Minuten schwache Ströme verabreicht. Zwei Elektroden, die in mit Kochsalz getränkten Schwämmen eingebracht sind, werden über elastische Bänder am Kopf fixiert. Die Stimulation verändert die Ruheaktivität der elektrisch aktiven Nervenzellen im Gehirn.
Es handelt sich bei diesem Verfahren noch um ein neuartiges Verfahren in der wissenschaftlichen Erprobung. Daher werden die Behandlungseffekte durch spezielle Fragebögen erfasst. Die jeweils 20- bis 30minütigen Behandlungen finden bei Patient:innen mit Tinnitus oder Depression in zwei bis vier aufeinander folgenden Wochen an jedem Werktag (insgesamt zehn bis 20 Tage) statt.
Die tES ist ein nahezu nebenwirkungsfreies Verfahren. Es kann zu einem leichten Brennen, Kribbeln oder Jucken auf der Kopfhaut kommen. Manche Patient:innen berichteten über Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit oder Schlafprobleme.
Aus Sicherheitsgründen können Patient:innen mit elektromagnetischen Implantaten oder Metall in Kopf oder in Brust nicht behandelt werden. Auch Hautausschläge am Kopf stellen eine Kontraindikation dar.
Es handelt sich um ein Gehirn-Stimulationsverfahren, das heißt ein Verfahren, mit dem auf das menschliche Gehirn von außen eingewirkt und das ohne jede operative Maßnahme angewendet werden kann.
Bei der TMS wird von außen über eine an den Kopf angelegte, stromdurchflossene Spule ein umschriebenes magnetisches Feld aufgebaut. Die Magnetimpulse können den Schädelknochen ohne Schädigung („nichtinvasiv“) durchdringen und einen biologischen Stromfluss im Hirngewebe auslösen. Durch die Magnetstimulation lässt sich die Aktivität der Nervenzellen von bestimmten Hirnarealen beeinflussen, die bei bestimmten neuropsychiatrischen Erkrankungen verändert sind.
Das Verfahren ist nahezu nebenwirkungsfrei. Auf der Kopfhaut oder der Kopfmuskulatur kann ein Zucken ausgelöst werden. In seltenen Fällen kommt es während der Behandlung zu leichten Kopfschmerzen.
Das Verfahren wird im Bezirksklinikum Regensburg zur Behandlung von Depressionen, der Schizophrenie und des chronischen Tinnitus eingesetzt. Die jeweils etwa 30- bis 60minütigen Behandlungen finden in der Regel an zwei bis sechs aufeinanderfolgenden Wochen an jedem Werktag (insgesamt zehn bis 30 Tage) statt. Die Behandlungseffekte werden systematisch mithilfe von Fragebögen erfasst.
Aus Sicherheitsgründen können Patient:innen mit neurologischen Erkrankungen wie Epilepsie und mit elektromagnetischen Implantaten in Kopf oder Brust nicht behandelt werden.
Der Begriff leitet sich ab vom lateinischen „vasculum“ und bedeutet „kleines Gefäß“. Im medizinischen Kontext sind in erster Linie die kleinsten/feinsten Blutgefäßstrukturen gemeint. Vaskuläre Erkrankungen sind auf Unter- oder Fehlversorgungen von Körperregionen zurückzuführen. So können Läsionen (Verletzungen), Verschlüsse (zum Beispiel durch Gerinnsel), Verengungen (etwa durch Ablagerungen) von oder entzündliche Vorgänge in Blutgefäßen Erkrankungen auslösen.
Beispiele: Eine der bekanntesten und häufigsten vaskulären Erkrankungen in der Neurologie ist der Schlaganfall. Auch dementielle Syndrome können auf einer vaskulären Ursache beruhen.
Neben der Resilienz hat in Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie das Konzept der sogenannten Vulnerabilität (lateinisch vulnerare = verwunden) eine große Bedeutung. Hier geht es um den berühmten „Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt“. Bei manchen Menschen ist die Schwelle, bis zu der sie Reize, respektive Überreize etwa in Folge von Lebenskrisen, traumatischen Erlebnissen oder andauernden Überlastungen ertragen können, niedriger als bei anderen. Sie sind psychisch verletzlicher.
Das Bild eines Wasserfasses greift das sogenannte Vulnerabilitäts-Stress-Modell auf: Es wird symbolisiert durch ein Fass mit einem gewissen Basis-Wasserstand, in das weiteres Wasser eingeleitet wird. Die Frage, wie vulnerabel ein Mensch psychisch ist, hat im Modell somit folgende Stellgrößen: Das bestehende Basis-Stresslevel (Wasserstand) und die individuelle kritische Reizschwelle (Rand des Fasses - Überlaufgefahr). Hinzu kommen die Geschwindigkeit und das Volumen des zusätzlich eingefüllten „Wassers“ (Stressor) und die Frage, ob es einen „Zapfhahn“ gibt, über den im Notfall oder präventiv Wasser abgelassen werden kann: Also Methoden des Stressabbaus während und nach einer Krisensituation, aber auch präventiv zur Vermeidung von kritischen Lagen.
Die therapeutischen Methoden der Psychiatrie und Psychotherapie zielen beim Konzept der Vulnerabilität darauf ab, diese individuelle Reizschwelle (Grenzlinie) zu erkennen, sie nach Möglichkeit zu erhöhen (psychische Stabilisierung und Stärkung) und Betroffenen entsprechend Strategien zu vermitteln, wie sie rechtzeitig wieder „Wasser aus dem Fass ablassen“ und so den Stresslevel verringern können.
Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell (oder Diathese-Stress-Modell) geht auf die amerikanischen Psychiater Zubin und Spring zurück, die es als Erklärungsmodell für den Einfluss von Stressoren insbesondere bei Schizophrenie-Patient:innen entwickelt hatten.
Weaning (Englisch: Entwöhnung) bezeichnet in der Intensivmedizin den Prozess der Entwöhnung von beatmeten Patient:innen vom Beatmungsgerät. Diese Patient:innen hatten zuvor maschinelle Atemunterstützung benötigt.
Die professionellen Anforderungen an den Weaningprozess sind umso höher, je länger die Beatmung zuvor gedauert hat.
Nach einer Operation werden relativ kurzzeitig narkotisierte Patient:innen im Aufwachraum oder noch im Operationssaal solange pflegerisch betreut, bis sie nach Entfernung des Beatmungstubus wieder eigenständig atmen können und vollständig bei Bewusstsein sind. In aller Regel dauert dieser Pozess längstens nur wenige Stunden. Sollte die Art und Weise des operativen Eingriffs ein langsameres Aufwachen nötig machen, so werden diese Patient:innen meist auf einer Intensivstation für einige wenige Tage weiterbetreut. Beide relativ kurzen Weaningphasen laufen in der Regel problemlos.
Bei Langzeit-beatmeten Menschen dauert der Weaning-Prozess hingegen oft mehrere Wochen. Das Beatmungsgerät wird meist schrittweise "gedrosselt" und assistiert so immer mehr der Spontanatmung der Patient:innen. Langzeitbeatmete Patient:innen müssen häufig erst die Atemmuskulatur Schritt für Schritt wieder entwickeln, sie müssen lernen, im richtigen Maß ein- und auszuatmen. Meist muss im Rahmen des Weaning gleichzeitig auch der Bedarf an Sedierungs- und Schmerzmitteln sehr fein gesteuert werden. Die Entwöhnung langzeitbeatmeter Patient:innen bedarf daher intensivmedizinischer Infrastruktur.