Das Fremde als Chance

Verständnis füreinander entwickeln in einer globalisierten Welt.

Die Mitarbeiter der Regensburger Forensik beschäftigen sich stark damit, das „Anders-Sein“ im Anderen zu verstehen. Ein besonderes Seminar über interkulturelle Kommunikation half dabei.

Viele unserer Patient:innenen stammen aus anderen Kulturkreisen. Der richtige Umgang damit ist für unsere Mitarbeiter:innen oft schwierig. Schlimmstenfalls kann es zu ungewollten Missverständnissen oder auch Konflikten kommen, die einen Therapieerfolg verhindern“, sagt Dr. Wolfgang Mache, Ärztlicher Direktor der Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie am Bezirksklinikum Regensburg. Da sind wechselseitige Missverständnisse vorprogrammiert.

Die soziokulturellen Unterschiede sollen jedoch nicht dazu führen, dass sich die Behandlung eines Patienten verlängert, weil die Mitarbeiter ihm nicht gerecht werden können.

Alltag international

Klinikmitarbeiter:innen hören oft: „Ich will mit Ihnen nicht darüber reden, weil Sie verstehen mich nicht.“ Menschen verschiedener kultureller Prägung haben oft divergierende Konzepte von Hierarchie und Autorität.

Diese Patient:innen kommunizieren anders, gehen unterschiedlich mit Regeln um, haben andere Einstellungen zum Individuum als Teil einer Gruppe. Kulturelle Prägungen haben zugleich Einfluss auf alle psychischen Prozesse. Sie sind meist nicht bewusst gesteuert und können zu Missverständnissen, Unverständnis und Konflikten in der interkulturellen Begegnung führen.

Interkulturelle Kompetenz aufbauen

Zur Unterstützung der Mitarbeiter:innen in Sachen interkultureller Kompetenz wurde ein entsprechendes Seminarprogramm entwickelt und im Jahr 2018 erstmals durchgeführt.

Die Teilnehmer:innen bekamen Informationen zu kulturellen Besonderheiten verschiedener Nationalitäten und machten sich bewusst, wie sehr sie selbst und ihre Arbeit durch die deutsche Kultur geprägt sind. Bei einem follow-up-Tag wurde dann auch an konkreten Fallbeispielen gearbeitet. Dieses Wissen hilft den Mitarbeitern beim Beziehungsaufbau.

Sich selbst hinterfragen

Ein Teilnehmer des Seminars brachte es auf den Punkt: „Mir ist bewußt geworden, welch große Dimension die kulturelle Prägung der Patienten hat. Früher habe ich auch manchmal gedacht ‚Das könnte kulturell sein‘. Aber dann war der Gedanke auch schon zu Ende, weil ich keine Ahnung hatte, was das genau sein könnte, welche Konzepte es gibt oder wie man das benennen könnte. Ich habe gelernt, genauer hinzusehen. Das stärkt mich.“


Die Autor:innen:

Georg von Ungern-Sternberg ist Bildungsreferent am medbo Institut für Bildung und Personalentwicklung (IBP), Dipl.-Psych. Diana Hetzenecker ist Interkulturelle Trainerin und Lehrbeauftragte an der OTH Regensburg.

Seminar „Interkulturelle Kommunikation“

  • Typische Situationen aus dem Arbeitsalltag forensischer Stationen
  • Analyse und Klärung der interkulturellen Dimension in diesen Situationen
  • Bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen kulturellen Prägung
  • Kulturspezifisches  Wissen  über  die  Herkunftskulturen  der Patient:innen
  • Unterscheidung kultureller, personaler und situativer Faktoren bei der Erklärung von Verhalten
  • Entwicklung alternativer Handlungsstrategien