Wachgeküsst

Angehörigenarbeit am Zentrum für Psychiatrie Cham: Ein kleiner Jahresrückblick

Die Pandemie hatte vieles einschlafen lassen. Aber 2023 stand im Zentrum für Psychiatrie Cham (ZfP) ganz im Zeichen der Wiederbelebung der Angehörigenarbeit.

Angehörige sind im therapeutischen Prozess wichtige Partner für Medizin und Pflege – das Einverständnis der Patienten vorausgesetzt. „Sie kennen den Menschen, seine Geschichte und Lebensumstände wie niemand sonst. Und genau diese Informationen brauchen wir in der Anamnese und bei der Therapieplanung“, sagt Dr. Cordula Heyne, leitende Oberärztin im ZfP Cham. Zudem könne man alle nötigen Schritte zum Übergang von der Klinik zurück ins private Leben direkt auch mit den Angehörigen besprechen und gemeinsam vorbereiten, erläutert die Psychiaterin weiter.

Umgekehrt könnten Angehörige Fragen an die Expert:innen stellen, sagt Sonja Ullmann, Stationsleiterin im Zentrum. Gerade für Kinder sei es wichtig, endlich mal erklärt zu bekommen, was Mama, Papa, Oma oder Opa eigentlich haben. „Im direkten Gespräch können wir Profis auch früh erkennen, wenn Angehörige selbst in eine Überlastung reinsteuern. Denn psychiatrische Erkrankungen belasten das gesamte System ‚Familie‘“, so Ullmann.

Dazu müsse es aber im wahrsten Sinn des Wortes Berührungspunkte zwischen Klinik und den Angehörigen geben, ergänzt Sonja Ullmann. „Vor Corona hatten wir eine gute Interaktion mit Angehörigen, die zu Besuch kamen. Man konnte sich einfach mal nebenbei unterhalten“, sagt sie. Auch eine Angehörigengruppe habe es gegeben, „aber nach der Pandemie war irgendwie der Wurm drin“, schließt sie.

Da war was los!

Ein Herzenswunsch des ZfP für 2023 war damit die Wiederbelebung der Angehörigengruppen und entsprechender Aktionen. Los ging es mit der „Kids Time“ am 22. September. Gemeinsam mit der KJF-Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche & Eltern Cham gab es einen Aktionsnachmittag für junges Publikum. Etwa ein Dutzend Kinder kamen der Einladung des ZfP zu einem Nachmittag voller Spiel, Spaß und Naschereien nach. „Die Kinder fanden es toll, das Zentrum entdecken zu dürfen. Sie haben uns Löcher in den Bauch gefragt“, erzählt Sonja Ullmann. Es gab viele Aktionen wie ein Tischkickerturnier, Entspannungsverfahren wie „Pizzamassage“ oder Bastelthemen, „und jede Menge Eis“ – Stationsleiterin Ullmann schmunzelt.

Nur kurze Zeit später, Anfang Oktober, fand ein Kickoff zur Wiederaufnahme einer Angehörigengruppe am Zentrum statt. 20 interessierte Angehörige von akuten Patienten, aber auch von außerhalb fanden sich ein. Das Zentrum für Psychiatrie hatte sich auch hier mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst (SpDi) Cham einen wichtigen Partner an die Seite geholt. Bei Kaffee und Kuchen konnten sich die Teilnehmer:innen und Expert:innen erstmal kennenlernen und austauschen. Ziel des Treffens war auch, Wünsche und Fragen der Angehörigen zu sammeln. Herauskamen Themen wie der Umgang mit Sorgen, das eigene Überforderungserleben und Schuldgefühle, aber auch die Frage nach Unterstützungsangeboten. Und immer wieder wurde die Suche nach Anregung genannt, wie man die eigenen Kräfte schonen und die persönlichen Ressourcen stärken könne. Im November traf sich die Angehörigengruppe dann bereits ein weiteres Mal am ZfP Cham.

Die Termine für die monatlichen Treffen in 2024 stehen schon fest. Beim Jahresauftakt am 6. Februar wird es voraussichtlich um den Umgang mit den eigenen Grenzen gehen. Schauen Sie gerne vorbei!

Auch 2024: Gemeinsam – nicht einsam!

Angehörigengruppen-Termine am Zentrum für Psychiatrie Cham

Alle Termine sind schon auf der medbo Homepage unter medbo.de/veranstaltungen eingetragen.
Auskunft gibt auch Sonja Ullmann unter