Nach rund drei Jahren Bauzeit wurde das neue HAUS 13 am medbo Bezirksklinikum Wöllershof am Montag, den 06. November 2023 eröffnet. Zu diesem Anlass versammelten sich Bezirkstagspräsident Franz Löffler, kürzlich neugewählte Bezirksräte der Oberpfalz, Landrat Andreas Meier, Störnsteins Bürgermeister Markus Ludwig sowie Vertreter der Unternehmens- & Klinikleitung mit dem Architekten-Team rund um Peter Brückner, Bauleiter und vielen weiteren am Bauprojekt Beteiligten im Erdgeschoss des Neubaus. „Wir stehen hier inmitten von 2.400 Quadratmetern modernster Klinik“, betont Franz Löffler während seiner Ansprache. Doch der Bezirkstagspräsident der Oberpfalz sieht im neuen HAUS 13 vor allem auch „ein weiteres, klares Bekenntnis des Bezirks und der medbo zur Nordoberpfalz, ein Zeichen unserer Verwurzelung mit der Region und nicht zuletzt auch den Ausdruck unserer Verpflichtung zum Fortschritt. Zum Wohl unserer Patientinnen und Patienten.“
In wenigen Tagen werden 21 akutpsychosomatische psychiatrische stationäre Betten und 4 teilstationäre Behandlungsplätze in Betrieb gehen. Ein Stockwerk darüber befinden sich weitere 20 stationäre Betten, in der sogenannten Wahlleistungsstation. Im Untergeschoss des modernen Neubaus wurden neue Räume für physikalische Therapieangebote geschaffen: Zum Beispiel für Ergo-, Licht- oder Physiotherapie. Aber auch ein SANARIUM® – eine spezielle Niedrigtemperatursauna zur medizinischen Behandlung - findet hier seinen Platz. Eine Studie der Charité Berlin belegt: Die milde Wärme und das kreislaufschonende Klima im SANARIUM® senken Bluthochdruck und lindern Durchblutungsstörungen. „Das kommt vor allem unseren Patientinnen und Patienten zu Gute, die neben psychischen Erkrankungen auch unter körperlichen Beschwerden leiden“, erklärt Dr. Markus Wittmann. „Das neue Klinikgebäude ermöglicht uns künftig zusätzliche Therapiemaßnahmen bei gleichzeitig kurzen Wegen“, so der Ärztliche Direktor des medbo Bezirksklinikums Wöllershof bei der offiziellen Schüsselübergabe durch Peter Brückner vom Architekturbüro Brückner & Brückner.
77.000 Oberpfälzer betroffen
Rund 20 Millionen Euro wurden in das neue HAUS 13 investiert – knapp 15 Millionen Euro förderte der Freistaat Bayern, weitere 5 Millionen stemmte die medbo aus Eigenmitteln. Eine dringend notwendige Investition, denn der Bedarf ist enorm: Laut Robert-Koch-Institut erfüllen jährlich sieben Prozent aller Deutschen die Diagnosekriterien für eine Depression. „Bezogen auf die Oberpfalz reden wir also von 77.000 Menschen. Jedes Jahr“, warnt Franz Löffler. Im Bezirksklinikum Wöllershof wurden 2022 rund 8.300 Patienten ambulant, voll- oder teilstationär behandelt. Für den Bezirkstagspräsidenten hat die Zunahme psychischer Erkrankungen auch eine besondere volkswirtschaftliche Bedeutung: „Bei Arbeitnehmern sind psychische Erkrankungen mittlerweile der dritthäufigste Grund für Krankschreibungen. Und mit durchschnittlich 42,8 Krankheitstagen fallen diese Betroffenen am längsten aus.“ Diese Zahlen hat der Fachverband der Betriebskrankenkassen erst kürzlich veröffentlicht.
Ein Ort zum Wohlfühlen
Der moderne Neubau ist ein klares Bekenntnis zur Nordoberpfalz. Nicht nur aus Verbundenheit mit der Region. Sondern auch, um den besonderen Bedürfnissen der Patienten gerecht zu werden. Zum einen die Wohnortnähe: Die Bereitschaft, sich psychiatrisch behandeln zu lassen, sinkt um bis zu 50 Prozent, sobald die nächste Behandlungsmöglichkeit mehr als 30 Kilometer entfernt ist. Zum anderen die besonderen Anforderungen an ein psychiatrisches Behandlungsumfeld: „Zu einer professionellen psychiatrischen Versorgung gehört auch die Umgebung.“ Es gehe darum, Entspannung, aber auch Aktivität und Abwechslung zu ermöglichen. Eine Umgebung zu schaffen, die Privatsphäre bietet und in der sich die Patienten gut aufgehoben und umsorgt fühlen. „Einen Ort zum Wohlfühlen“, bringt es Löffler auf den Punkt. Ein weitläufiges Gelände, fernab vom hektischen Stadttrubel und durchzogen von zahlreichen Jugendstil-Gebäuden, viel Grün und dem Blick in die Oberpfälzer Weite: Genau das sei der große Pluspunkt des medbo Bezirksklinikums Wöllershof, das heute von über 430 Ärzten, Pflegekräften, Therapeuten, Handwerkern und Verwaltungsmitarbeitenden mit Leben gefüllt wird. Mit dem Neubau werden die Kolleginnen und Kollegen um rund 20 weitere Fachkräfte verstärkt.
Viel Tageslicht, kurze Wege
Das neue HAUS 13 ist zwar nicht im Jugendstil gehalten. Trotzdem oder gerade deswegen: Es fügt sich organisch zwischen die anderen historischen Gebäude auf dem Klinikgelände mit ein. Die geradlinige, unaufgeregte und gleichzeitig moderne Erscheinung kommt nicht von ungefähr. Die Planung ist durchdacht und evidenzbasiert – nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Frage: Wie kann man in einer Psychiatrie eine möglichst gesundheitsfördernde, therapeutische Atmosphäre schaffen? Zum Beispiel durch großzügige Fensterfronten und den bewussten Einsatz von Tageslicht. Oder eine klare Raumanordnung mit kurzen Wegen auf den Stationen, ohne dass jedoch ein Gefühl der Enge entsteht. Auch die schnelle Orientierung ist ein wichtiger Faktor: „Die Stationsstützpunkte sind offen gestaltet und liegen jeweils zentral im Herzen der Etagen“, erklärt Wittmann. Genauso wie die Gemeinschaftsräume: „Die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen, ist ein wichtiger Teil des therapeutischen Prozesses. Gespräche unter den Patienten können sehr heilsam sein, denn jeder hat seine eigenen Themen und muss sich nicht verstecken.“ Während die Raumstruktur soziale Interaktionen und Gemeinschaft fördern soll, sind die Patientenzimmer in den jeweils vier Fluren einer Etage angeordnet. „Denn gleichzeitig brauchen die Patienten auch Rückzugsmöglichkeiten und Privatsphäre.“
Service & Komfort manchmal entscheidend
Die Erfahrung habe zudem gezeigt: Für viele Betroffene ist die Hemmschwelle, sich stationär behandeln zu lassen, oft sehr hoch. Für manche kann ein besonderes Plus den Ausschlag geben, um sich für den Weg in eine Psychiatrie und damit in eine gesündere Zukunft zu entscheiden. Nämlich ein Plus an Service und Komfort. Hier kommt die Wahlleistungsstation im Obergeschoss ins Spiel. Wahlleistungen sind Leistungen, die über die Regelleistungen des Krankenhauses hinausgehen. „Wir sprechen hier zum Beispiel von einem gehobenen Unterbringungsstandard auf Hotel-Niveau. Also Zimmerservice, ein besonderes Speisenangebot oder die zusätzliche Betreuung durch geschultes Service-Personal.“ Hervorzuheben ist für Löffler vor allem, dass sich die Behandlung unabhängig von Zusatzleistungen in allen Abteilungen an den gleichen aktuellen wissenschaftlichen Behandlungsstandards und Möglichkeiten orientiert, es also keine Zweiklassenmedizin gibt. Die Inbetriebnahme des Obergeschosses ist für Januar 2024 geplant.
Photovoltaik & Geothermie
Der Bezirk Oberpfalz ist eine kommunale Gebietskörperschaft, die medbo als Tochter ein kommunales Unternehmen. Dementsprechend spielt auch Nachhaltigkeit eine Schlüsselrolle – sowohl bei Neubauten als auch bei bestehenden Gebäuden und Liegenschaften. Das Ziel: Klimaneutralität noch vor dem Jahr 2045, also noch vor der offiziellen Zeitvorgabe der Bundesregierung. Auch der verwendete Granitstein hatte keine lange Anreise und stammt aus dem nahegelegenen Flossenbürg. Außerdem wurde der Neubau so energieeffizient wie möglich geplant. Geheizt wird mit einem eigenen Blockheizkraftwerk und einem Gaskessel zur Spitzenlast-Abdeckung. Unterstützt wird die Wärmeversorgung von einer Geothermie-Anlage des Nachbarhauses. Ein Teil des Stroms wird künftig über eine Photovoltaik-Anlage bezogen, die auf den Dächern von HAUS 13 und dem angrenzenden Zentralgebäude angebracht wurden.
Das psychiatrische Versorgungsangebot in der Nordoberpfalz wird noch weiter ausgebaut. „Bei dem enormen Bedarf, dem wir gegenüberstehen, kommt es nicht von ungefähr, dass wir weiter in großem Umfang in die Region investieren“, betont Franz Löffler. Das gesamte Investitionsvolumen für die beiden medbo-Standorte Wöllershof und Weiden in der Nordoberpfalz beläuft sich bis 2025 auf rund 50 Millionen Euro.