Wertvoll, weltoffen, weitreichend

Zum internationalen Tag der Pflegenden: In Regensburg erhalten Pflegekräfte aus dem Ausland besondere Unterstützung

  • 14 Prozent der Pflegekräfte in Deutschland kamen 2022 aus dem Ausland
  • Kliniken haben als Arbeitgeber eine besondere Verantwortung
  • medbo unterstützt mit eigenem Kompetenzzentrum für Sprache und Integration (KoSI) bei Einreise, Ankommen, Behördengängen und vielem mehr - bald folgt Bairisch-Kurs

Seit 1965 wird am 12. Mai der internationale Tag der Pflegenden gefeiert. Ein wichtiger Tag für eine wichtige Berufsgruppe, die zunehmend auch von Menschen aus dem Ausland wichtige Verstärkung erhalten. Laut Bundesagentur für Arbeit kamen im Jahr 2022 bereits rund 14 Prozent aller in Deutschland arbeitenden Pflegekräfte aus dem Ausland. Tendenz steigend. Integration ist daher das Gebot der Stunde, auch am Arbeitsplatz Klinik. „Und zwar nicht punktuell, sondern als langfristiger Prozess“, betont Carina Borutta. Die Lehrerein für Deutsch als Zweitsprache und Sprachexpertin arbeitet am Kompetenzzentrum für Sprache und Integration (KoSI) – der hauseigenen Anlaufstelle des medbo Bezirksklinikums Regensburg für Auszubildende und Mitarbeitende im Integrationsprozess. Der Bedarf ist groß. An den mittlerweile acht Standorten in der Oberpfalz arbeiten aktuell rund 4.000 Mitarbeitende aus 60 Nationen. „Bei uns begegnen sich Menschen aus aller Welt“, sagt Borutta, „diese Vielfalt ist einer unserer absoluten Stärken.“

medbo: „Fachwissen aus aller Welt ist ein Schatz!“
Weltoffenes Arbeitsklima, neue fachliche Impulse, interkulturelle Kompetenzen auch für den Umgang mit Patienten aus dem Ausland: Um das zu erreichen, sind viele gemeinsame Kräfte gefragt. Denn: „Wir bekommen ja auch wahnsinnig viel. In erster Linie Menschen, die ihr Leben nach Deutschland verlagern – und zwar für uns“, so Borutta. Zudem sei Wissen über Systemunterschiede und Kulturen ein regelrechter Schatz. „Daher versuchen wir Möglichkeiten zu geben, dieses Fachwissen im Beruf einzubringen. Unter anderem indem wir beim Entwickeln, beim Leben und natürlich beim Arbeiten in Deutschland und in der medbo mit Rat und Tat zur Seite stehen.“

Das KoSI hilft nicht nur, die deutsche Sprache zu lernen, sondern begleitet den Integrationsprozess ganzheitlich. Um diese Mammut-Aufgabe kümmert sich daher ein ganzes Team. Pia Kerl, medbo Integrationsmanagerin: „Das beginnt bei der beruflichen Anerkennung und geht bis zum alltäglichen Leben in der Oberpfalz.“ Die Mitarbeitenden erhalten Beratung zu Berufs- und Alltagsfragen, Hilfe bei Behördengängen und Unterstützung durch eine eigene Lernplattform. „Diese Hilfen sind wichtig, um den Ankommensprozess zu erleichtern und eine echte Heimat in der Oberpfalz zu schaffen“, sagt Kerl. Dazu gehören auch Fortbildungen für die alle Teams der medbo, um die interkulturelle Kompetenz zu stärken. Oder auch ganz simpel das kulinarische Angebot in der Kantine, das internationale Küche, vegane und vegetarische Speisen genauso wie zum Beispiel Halal-Gerichte umfasst.

Kontakthalten, Heimreisen, Deutsch sprechen
Wie wichtig diese Unterstützung ist, zeigen die Erfahrungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Joy, eine Pflegekraft von den Philippinen, berichtet: „Am Anfang fiel es mir sehr schwer, Deutsch zu sprechen. Aber jetzt, nach fast eineinhalb Jahren, bin ich stolz darauf, dass ich mich gut verständigen kann", sagt die 36-Jährige. Dank der Unterstützung ihrer Kolleginnen im KoSI traut sich Joy immer mehr Deutsch zu sprechen. Auch die Kolleginnen auf der Station haben sie dabei tatkräftig unterstützt. Dabei geht es auch viel um alltägliche Herausforderungen: Kontakthalten mit Familie und Freunden in weiter Ferne zum Beispiel. „Wenn bei mir Mittag ist, ist bei meiner Tochter auf den Philippinnen schon Abend. Das macht Telefonieren sehr schwer.“ Jedoch hat ihre Stationsleitung bei der Dienstplanung alle Hebel in Bewegung gesetzt, sodass Joy im April ihren Jahresurlaub nehmen und eine längeren Besuch in der Heimat machen konnte, wie sie freudestrahlend berichtet.

Ein weiterer, oft schwieriger Aspekt sind ausländerrechtliche Fragen. Das KoSI-Team unterstützt regelmäßig bei Anträgen und beim Ausfüllen von Formularen. Denn die Bürokratie in Deutschland ist nicht zu unterschätzen.

Bairisch-Kurs in den Startlöchern
Im Kompetenzzentrum werden die Bedürfnisse und Potenziale der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ernst genommen und gefördert. Deshalb ist die kontinuierliche Weiterentwicklung der Angebote ein zentraler Bestandteil der Arbeit. Ein Beispiel für eine solche Anpassung ist die Einführung eines Bairisch-Kurses, um an die lokalen Dialekte heranzuführen. „Ich lerne seit drei Jahren Deutsch, aber im Alltag sprechen jetzt alle Bairisch“, zitiert Carina Borutta eine Teilnehmerin.

„Daran sehen wir sehr gut: Integration ist ein Weg, der mal geradlinig und mal kurvig, mal ruhig und mal steinig verläuft.“ Wichtig sei es aus Sicht der Sprachexpertin, am Ball zu bleiben. „Zeit ist schlichtweg einer der wichtigsten Faktoren.“ Zeit geben und nicht zu schnell zu viel erwarten. Zeit nehmen, um kleine wie große Erfolge zu feiern aber auch, um bei Rückschlägen aufzufangen. Deshalb sei es wichtig, diesen Prozess gemeinsam zu gestalten. „Wir sind im KoSI ein ganzes Team, das sich hier natürlich federführend gefragt ist. Aber auch die Führungskräfte mit ihren Teams spielen entscheidende Schlüsselrollen. Daher versuchen wir auch sie so gut es geht zu unterstützen“, sagt Borutta. „Und nicht zu vergessen: Die Mitarbeitenden im Integrationsprozess selbst, die beeindruckendes Engagement und vor allem Durchhaltevermögen beweisen.“

Bild:
Carina Borutta (li), Sprachtrainerin am medbo KoSI, mit einer ihrer Schützlinge. Joy kam vor anderthalb Jahren aus den Philippinen und verstärkt nun das Stationsteam der medbo Neuro-Reha. © medbo KU / Charlie K. Li