Drei Jahre Pflegeausbildung und zum Schluss noch die geballte Prüfungswucht: „Sie können zurecht stolz auf sich sein. Sie haben Engagement und Durchhaltevermögen bewiesen, das kann Ihnen keiner mehr nehmen“, sagt der medbo-Vorstand Dr. Dr. Helmut Hausner während der Abschlussfeier an den medbo Pflegeschulen. 15 Absolventen können dieses Mal als Pflegefachkräfte ins Berufsleben verabschiedet werden – nicht wie sonst üblich zum Schuljahresende im Juli, sondern erstmalig im März. Denn: „Sie sind unser erster Jahrgang, der gezeigt hat: Nicht nur der September ist ein guter Monat ist, um eine Ausbildung zu beginnen. Auch der April hat seine Vorzüge. Nicht nur in Sachen Wetter.“
Besonderer Zusammenhalt, trotz Distanzunterricht
Rückblick: Regensburg am 01. April 2021. 25 Grad im Schatten, die Sonne strahlt. „Sehr passend, denn dieser Tag war für uns alle sehr wichtig“, sagt Hausner. Für die medbo war es der erste April-Kursstart und damit auch der Startschuss für die dauerhafte Erweiterung der Pflegeausbildungs-Plätze. „Für Sie war es der erste Tag Ihrer Ausbildung oder Umschulung und damit auch der erste Schritt in die professionelle Pflege.“ Doch der Pionier-Status ist nicht das einzige, was diesen Jahrgang besonders macht. Klassenleiter Michael Bauer weiß mehr: „Damals gab es noch einige Zeit Distanzunterricht. Der persönliche Austausch in den Pausen oder zwischen den Unterrichtsstunden im Klassenzimmer fiel weg. Und trotzdem war der Zusammenhalt schon nach ein paar Wochen für mich enorm zu spüren.“ Als ein Zusammenkommen „in Real“ wieder möglich war, stellte sich zudem schnell heraus: Kickern ist eine besondere Leidenschaft der Schülerinnen und Schüler. „Die Lehrer hatten meist keine Chance“, lacht der Pflegepädagoge.
„Dafür brenne ich absolut“
3 Jahre oder „1.095 Tage Abenteuer liegen hinter ihnen“, wie Schulleiter Harald Rzychon bei der Zeugnisübergabe betont. Abseits der Block-Schulwochen ging es in die Praxiseinsätze. Im Rahmen der neuen generalistischen Ausbildung sind diese mittlerweile besonders breit gefächert: Von Psychiatrie bis Pädiatrie. Von stationärer Akutpflege bis ambulanter Langzeitpflege. Von Kliniken bis Sozialstationen.
So vielfältig wie die Ausbildung ist, sind es auch die Absolventen selbst: „Unser Kurs hätte tatsächlich bunter nicht sein können,“ sagt Marina Schindler. Die Klassensprecherin ist als gelernte Konstrukteurin im Maschinen- und Anlagenbau an die medbo Pflegeschulen gekommen. Sie schwärmt von ihren Mitschülern, trotz oder gerade wegen der Altersunterschiede: „Mit Menschen in unterschiedlichem Alter zusammenarbeiten kann eine echte Bereicherung sein. Heute kann ich sagen: Zu meinem engsten Freundeskreis gehören Menschen, die tatsächlich meine Kinder sein könnten“, lacht die 40-Jährige. „Ich kenne nun Begriffe wie Lay, Cringe und Fly. Jetzt verstehe ich mein pubertierendes Kind zuhause wenigstens auch besser.“ Die letzten drei Jahre beschreibt sie aber auch als turbulent. Schichtdienst, Lernstress, Kindererziehung: „Das ist schon eine Hausnummer. Ich wurde aber auch sehr gut unterstützt. Von meiner Familie, der medbo und von den verschiedenen Stationen.“ Ihre beiden Kinder sind sichtlich stolz auf ihre Mama: „Bei meiner Großen sind heute Tränen geflossen.“ Ihr kleiner Sohn hat noch am Morgen in seiner Klasse stolz verkündet: „Meine Mama ist jetzt Krankenschwester und jetzt kann sie dir helfen.“ Das tut sie auch: Nach der Ausbildung verstärkt Marina Schindler das Team der Station 22b und versorgt dort neurologische Intensiv-Patienten.
Ihre Mitschülerin Vivian Nowak zieht es nach dem Examen ebenfalls in die Neurologie. „Ich starte jetzt erst mal in der neurologischen Rehabilitation, speziell in der Frühreha.“ Hier geht es vor allem um Patienten mit Traumata und Schlaganfällen, die teilweise Atmen, Essen oder Trinken wieder neu lernen müssen. „Für manche ist das vielleicht nur schwer nachzuvollziehen. Aber für mich ist es ein wunderschönes und erfüllendes Arbeiten. Dieses somatische Handwerk möchte ich jetzt erstmal noch vertiefen. Dafür brenne ich absolut“, sagt die 22-Jährige.
Auch Sophio Salukvadze hat irgendwann gemerkt: „Ich brauche Menschen.“ Die 45-Jährige kommt ursprünglich aus Georgien und ist studierte Kunstgeschichtlerin. „Eigentlich wollte ich darin auch promovieren. Aber zwischen Büchern, Bibliotheken und Archiven hat mir dann doch etwas gefehlt.“ Als sie eine Anzeige der medbo in den Händen hielt, wusste sie auch was: „Ich habe das Gehirn-Bild gesehen und war begeistert. Ich dachte mir: Okay, Psychologie hat mich schon immer interessiert. Ich mach das jetzt!“ So startete sie 2021 als Umschülerin bei den medbo Pflegeschulen.
Fachkräftemangel größte Gefahr für Versorgung
Insgesamt bleiben 12 der 15 Absolventen der medbo nach ihrem Abschluss treu. Diese Übernahmequote freut den medbo Vorstand Helmut Hausner natürlich sehr: „Der Fachkräftemangel ist die größte Gefahr für unsere Patientenversorgung.“ Schließlich könne erst durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Versorgungsangebot nicht nur aufrechterhalten werden, sondern auch wachsen und sich entwickeln. Vom „Erfolgsfaktor Personal“ möchte Hausner aber bewusst nicht sprechen: „Bei uns geht es um Menschen, auch in unserer Rolle als Arbeitgeber.“ Jeder Kollege habe seine eigenen Herausforderungen, Talente und persönlichen Ziele. Genauso wie es die medbo als Unternehmen hat. „Unsere Aufgabe ist es also, die gemeinsamen Schnittmengen zu erkennen und wo es geht zu vergrößern, damit wir alle an einem Strang ziehen können.“
Perspektiven & Flexibilität – auf beiden Seiten
Für die Pflegeausbildung bedeutet das: Einstiegsmöglichkeiten zwei Mal im Jahr, für Schulabsolventen genauso wie Quereinsteiger im Rahmen einer Umschulung. Dazu Mentoring, Hightech-Lernumgebung im Skills-Lab oder Schulfeste & -aktionen. Doch auch nach dem Examen ist die „Schnittmengen-Arbeit“ in vollem Gange. „Es geht um langfristige Perspektiven und um Flexibilität auf beiden Seiten“, betont Hausner. Das eigene Bildungsinstitut bietet zum Beispiel Weiterbildungen, Seminare und berufsbegleitende Studiengänge für Pflegekräfte, die teilweise sogar von der medbo mitentwickelt wurden. So ist es auch nach der Ausbildung möglich, sich mit dem Arbeitgeber zu entwickeln. Zum Spezialisten, zur Führungskraft oder zum Pädagogen. Azubis und Fachkräften, die aus Drittstaaten zur medbo kommen, steht das hauseigene Kompetenzzentrum für Sprache & Integration (KoSI) zur Seite. Zudem ist Arbeiten in Teilzeit ein immer wichtigerer Faktor. Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sei fest in der Personalpolitik verankert, wie die Zahlen beweisen: „Wir haben rund 4.000 Mitarbeitende und eine Teilzeitquote von knapp 50 Prozent. Bei uns gib es unzählige sehr individuelle Arbeitszeitmodelle“, betont der medbo-Vorstand.