Mitte 2024 wurde die MVZ-Sparte der medbo auf zwei regionale Beine gestellt. Seither leitet die Neurologin Dr. Annika Hartwig das medbo MVZ für Neurologie und Psychiatrie & Psychotherapie Regensburg. Gerade erst zum Jahreswechsel wurde der Hauptstandort des MVZ Regensburg ans Bezirksklinikum verlegt. Eine spannende Zeit …
Dr. Hartwig, das MVZ Regensburg wächst und wächst und wächst …
H.: Ja, das kann man wohl sagen! Der Einzug in die neuen Praxisräumlichkeiten am Bezirksklinikum hält uns auch immer noch in Atem. Der Betrieb in den Filialpraxen im Donaueinkaufszentrum (DEZ) und am Krankenhaus in Wörth an der Donau läuft parallel dazu. Wir haben Patienten, die uns seit vielen Jahren verbunden sind – noch aus der Ära der Vorgängerpraxis von Stefan Wagner und Dr. Mathias Dobmeier. Wir sehen aber auch, dass der Bedarf an fachärztlicher Expertise sehr hoch ist und wir viele neue Patientinnen und Patienten gewinnen.
Welche Erkrankungen behandelt das MVZ schwerpunktmäßig?
H.: Der Name sagt es schon: „Neurologie“ sowie „Psychiatrie und Psychotherapie“. Neurologie meint alle Fragen rund um das Gehirn als Organ sowie grundsätzlich das Zentrale und das Periphere Nervensystem. Die großen Themen sind beispielsweise Epilepsie, Parkinson, Multiple Sklerose oder Neuropathien – also Nervenschmerzen. Aber auch Kopfschmerzen und die Folgen entzündlicher Prozesse im Gehirn beispielsweise nach einem Zeckenbiss liegen in unserem Spektrum. Das psychiatrische Team im DEZ kümmert sich vor allem um affektive Störungen. Depressionen, Angst- und Panikerkrankungen sind hier prototypisch. Hinzu kommen Diagnosen aus dem psychotischen Formenkreis sowie Borderline- und andere Persönlichkeitsstörungen. Was wir nicht behandeln sind Abhängigkeitserkrankungen.
Wofür steht das Versorgungsmodell „MVZ“ eigentlich?
H.: Im Verbund der medbo – also der Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz – helfen wir entlang des gesamten medizinischen Versorgungsprozesses. Wie bei einer Facharztpraxis stellen sich Patienten bei uns vor, meist mit einer Überweisung durch den Hausarzt. Wird ein stationärer Aufenthalt in einer Fachklinik nötig, ist unsere Zugehörigkeit zur medbo ein echter Vorteil – kurze Wege halt. Manche Patienten haben Erkrankungen, die immer wieder stationär behandelt werden müssen. In den mehr oder wenigen stabilen Phasen dazwischen kümmern wir uns um diese Menschen fachärztlich. Wir stehen aber auch grundsätzlich für die befristete oder unbefristete Nachversorgung nach einem stationären Aufenthalt zur Verfügung.
Das MVZ begleitet Patienten also auch langfristig, wenn nötig …
H.: Exakt. Und ich persönlich finde das auch für mich als Ärztin sehr erfüllend. Ich war während meiner Berufstätigkeit viel in Notaufnahmen tätig. Das ist ein spannender und aufregender Job, der mir viel Spaß gemacht hat. Aber die Arzt-Patient-Begegnung ist sehr kurz. Im Rahmen des MVZ begleitet unser Team die Menschen auf dem gesamten Weg ihrer Krankheit. Solange es halt nötig ist. Ich schätze diese „Langstrecke“. Da lernt man den Patienten als Persönlichkeit kennen, kann seine Lebensumstände in die Therapie mit einplanen, begleitet ihn durch Lebens- und Entwicklungsphasen. Die Würde des erkrankten Menschen zu wahren, ist für uns im MVZ ein wichtiger Aspekt auf dieser Langstrecke. Nicht zuletzt: Ich sehe, was meine Behandlung bringt. Nicht nur therapeutisch, sondern auch menschlich.
Der Faktor Zeit hat im MVZ einen besonderen Stellenwert?
H.: Keine Frage: High-Tech bei Diagnosestellung und in der Therapie ist toll. Aber das allerwichtigste ist Zeit. Viele Praxen beklagen, dass sie kaum noch Zeit für den einzelnen Patienten haben. Das ist hier bei uns am medbo MVZ Regensburg gerade nicht der Fall. Das bleibt hoffentlich so! Denn die Leute sollen bei uns zu Wort kommen können. Nicht nur aus Höflichkeit, sondern weil es wichtig ist. In der Neurologie muss der Arzt gut zuhören können. Bei der Anamnese vor allem. In der Neurologie gibt es die meisten sogenannten Seltenen Erkrankungen. Oft genug sind wir Neurologen dann Gesundheits-Detektive und kleinste Details können richtungsweisend sein. In der Psychiatrie wiederum ist das Gespräch, das Sich-Mitteilen das vielleicht wichtigste Therapieinstrument.
Kurze Wege: Was bedeutet das konkret?
H.: Im MVZ-Verbund gilt seit jeher, dass wir uns im interdisziplinären Team einfach auch mal schnell beraten und oder einen Patienten kurz zum Kollegen nebenan schicken können. Das unterscheidet uns von der reinen Facharztpraxis. Wir stehen aber auch über das MVZ hinaus im engen Austausch mit den Regensburger Einrichtungen der medbo. Unserem neuen Standort am BKR nützt natürlich die räumliche Nähe: Das Institut für Neuroradiologie befindet sich hier im Gebäude direkt unter uns, die Chefärzte der Universitätsklinik für Neurologie sind unsere Nachbarn auf demselben Flur. Wir besprechen uns sprichwörtlich auf dem kurzen Dienstweg.
Mit der Übernahme der medbo Schlafambulanz wird das MVZ auch psychosomatisch?
H.: Ja und nein. Schlafstörungen sind manchmal ein Hinweis auf andere Grunderkrankungen, manchmal sind sie der Auslöser für gesundheitliche Probleme. So kann die Sauerstoffunterversorgung des Gehirns bei einer Schlaf-Apnoe Grund für neurologische Symptome sein: Kopfschmerzen sind hier noch die harmloseste Variante. Von einer psychosomatischen Störung spricht man, wenn körperlich-organischen Symptomen eine psychische Erkrankung zugrunde liegt. Dann kann eine Schlafstörung ihre Ursache in einer Angsterkrankung haben. Vice versa kann eine schwere, vor allem langandauernde Schlafstörung psychische Erschöpfungssyndrome bis hin zur Depression zur Folge haben. Da heißt es, die eigentliche Ursache abzuklären und sowohl Grunderkrankung als auch symptomatische Erkrankung zu therapieren. Meine Kolleginnen Renata Almeida-Schreck und Dr. Juliette Peytard führen die MVZ-Schlafambulanz und gleichzeitig das Schlaflabor der medbo Psychiatrie. Sie können Patienten zur genaueren Abklärung bei Bedarf also auch stationär aufnehmen.
Sie stammen ursprünglich aus Baden-Württemberg. Wie kommen Sie nach Regensburg?
H.: Ich habe ab dem Jahr 2000 in Regensburg Medizin studiert, gearbeitet und promoviert. Aber ich habe auch einige Jahre in Berlin gelebt und war an verschiedenen neurologischen Häusern tätig. Ich kenne die Großstadt und kann nur sagen: Regensburg braucht sich nicht zu verstecken! Die Stadt ist liberal, bunt und alles andere als provinziell. Als Neurologin finde ich, dass die Regensburger Medizinlandschaft den Vergleich mit der Großstadt nicht scheuen muss. Und als Württemberger Schwäbin habe ich mich in Bayern sowieso nie fremd gefühlt – die süddeutsche Schiene verbindet einfach. Mittlerweile habe ich drei kleine Kinder und bin echt froh, dass ich sie hier in Regensburg und in der Oberpfalz großziehen kann.
Vielen Dank, Dr. Hartwig, und alles Gute!
Mehr Informationen über das medbo MVZ Regensburg finden Sie hier online. Dort haben wir für Sie auch die aktuellen Telefonnummern zur Kontaktaufnahme mit den einzelnen Standorten und Ambulanzen hinterlegt.
Per E-Mail erreichen Sie das MVZ Regensburg einheitlich über mvz-r@medbo.de.