Parsberg. "Die Medizin muss zu den Menschen kommen", betont Franz Löffler, Bezirkstagspräsident der Oberpfalz. Denn Studien würden zeigen: "Ist der Weg zur Behandlung mehr als 30 Kilometer vom Wohnort entfernt, nimmt die Behandlungswilligkeit um mehr als 50 Prozent ab. Daher gehen wir bewusst in die Regionen und investieren allein in den Standort Parsberg rund 40 Prozent unseres gesamten Investitionsvolumens der nächsten fünf Jahre." Völlig neu soll das medbo Zentrum für Psychosomatik und Psychotherapie als Bestandteil des geplanten Landkreis-Gesundheitscampus in der Lupburger Straße entstehen. Die Planer rechnen mit Gesamtkosten von 15,4 Millionen Euro. Der Spatenstich wird für diesen Herbst anvisiert, die Kliniktüren sollen sich 2025 erstmalig öffnen. Für Parsbergs ersten Bürgermeister Josef Bauer liegt der Zugewinn für seine Gemeinde auf der Hand: "Ich bin nicht nur froh und stolz – es freut mich besonders, die langjährige und gute Zusammenarbeit mit der medbo künftig noch intensiver fortführen zu können. Ein echter Zugewinn für die Stadt Parsberg." Dementsprechend möchte die Stadt nicht nur in der Vorbereitungsphase, sondern auch künftig im laufenden Klinikbetrieb unterstützen. Es wird beispielsweise für den Bau von Parkmöglichkeiten ein Betrag von bis zu 400.000 Euro zur Verfügung gestellt. Die Pflege der Außenanlagen mitsamt Winterdienst wird zudem von der Stadt übernommen. Mit der Unterzeichnung der Vertragsvereinbarung zwischen Stadt und medbo wurde diese langfristige Zusammenarbeit nun offiziell beschlossen. Auch Bayerns Finanz- und Heimatministers Albert Füracker war zum Ortstermin im Rathaus anwesend, der Freistaat fördert das Bauvorhaben im Rahmen des Jahreskrankenhausbauprogramms mit rund 11,5 Millionen Euro. "Ich sehe hier Akteure, die wissen was die Region braucht und auch mit voller Kraft umsetzen möchten. Was hier entsteht ist sensationell und ein wichtiges Signal an die Bevölkerung, künftig eine umfassende und stabile Gesundheitsversorgung heimatnah in Parsberg vorzufinden. Für mich ist klar: Diese Investitionsgelder sind richtig eingesetzt."
Zentrum für Psychiatrie mit modernsten Behandlungsmöglichkeiten
Durch das geplante Zentrum für Psychiatrie und Psychosomatik mit angeschlossener Tagklinik und Psychiatrischer Institutsambulanz (PIA) entstehen 25 vollstationäre Betten, 10 teilstationäre Plätze sowie weitere ambulante Behandlungsmöglichkeiten. Professionelle, flexible und vor allem schnelle Hilfe bei psychischen Problemen steht im Mittelpunkt. Von Angst- und Zwangsstörungen über Depressionen bis hin zu Tinnitus: "Wir betrachten hierbei den Menschen als Ganzes - Psyche und Körper beeinflussen sich gegenseitig", so Dr. Dr. Helmut Hausner. Der medbo Vorstand betont weiter: "Wir legen nicht nur großen Wert auf die fächerübergreifende Zusammenarbeit mit anderen medizinischen Disziplinen, sondern bringen modernste Behandlungsmethoden und Therapieansätze nach Parsberg." Beispielsweise die Transkranielle Magnetstimulation, die sich unter anderem bei der Tinnitus-Behandlung bewährt hat. Oder EEG-Neurofeedback, "bei dem wir dem Gehirn in Echtzeit beim Denken zusehen können." Als promovierter Jurist und Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie leitet Dr. Dr. Hausner die Geschicke der gesamten medbo. Im neuen medbo Zentrum in Parsberg wird er sich künftig auch medizinisch einbringen – als Chefarzt und Behandler.
Landrat Willibald Gailler liegt die Stärkung der fachärztlichen Versorgung im Landkreis Neumarkt besonders am Herzen. "Die Schließung des Krankenhauses im Januar 2020 war unvermeidbar. Mir ist es besonders wichtig, das Versprechen gegenüber der Bevölkerung zu halten und ein langfristig angelegtes Konzept in die Umsetzung zu bringen", sagt Gailler. "In Kombination mit unserem geplanten Haus der Gesundheit und dem Haus für Pflege und Soziales wird unser medizinisches Versorgungsangebot für die Bürgerinnen und Bürger des gesamten Landkreises durch die medbo völlig neu auf- und ausgebaut."
Bau und Sanierung der Klinik für junge Drogenabhängige schreitet voran
Wo in der Lupburger Straße der Spatenstich noch in Planung ist, nimmt in der Pfarrer-Fischer-Straße unterhalb des Kalvarienberges ein weiteres Bauvorhaben der medbo bereits immer klarere Formen an. Seit dem Frühjahr 2020 laufen die Bauarbeiten, mittlerweile wachsen dort die ersten neuen Gebäude der Klinik für junge Drogenabhängige in die Höhe. Knapp 50 Millionen Euro fließen in diesen Ersatzneubau, der nach Fertigstellung eine Fläche von über 6.000 Quadratmetern umfassen wird. Bis Mitte nächsten Jahres können die ersten Gebäude bereits bezogen werden: Neben dem neuen Stationsgebäude und der Entlass-Station mit Nachsorgeambulanz soll bis dahin eine Magistrale als Verbindung zwischen einzelnen Gebäuden fertiggestellt sein. Im Anschluss ist der Beginn der zweiten Bauphase vorgesehen: Neben einer Arbeitstherapie-Halle sollen weitere Räume für Therapien sowie Verwaltung und Pforte geschaffen werden. Ende 2025 ist die Fertigstellung des gesamten Bauvorhabens geplant, wodurch die Zahl der Planbetten von aktuell 106 auf künftig 124 erhöht werden kann.
Gute Perspektiven für Mitarbeitende in Parsberg
Ein weiterer Umbruch steht der medbo Parsberg bevor. Seit fast 60 Jahren versorgt die medbo Klinik für Lungen- und Bronchialheilkunde nun schon behandlungsuneinsichtige Patienten mit ansteckender Tuberkulose (TBC). Mitte dieses Jahres soll damit Schluss sein. Dann wird der Versorgungsauftrag des Freistaats Bayern an das Bezirksklinikum Obermain übergehen. "Der Bezirk ist nicht nur ein großer Investor, sondern auch ein wichtiger Arbeitgeber am Standort Parsberg," berichtet Franz Löffler. "Durch die Auflösung unserer TBC-Klinik gehen keine Arbeitsplätze in Parsberg verloren. Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen geben." Nach persönlichen Perspektivengespräche werden allen Mitarbeitenden entsprechende Möglichkeiten zur Weiterbeschäftigung angeboten. Entweder direkt am Standort Parsberg oder auf Wunsch auch in Regensburg. Darüber hinaus sind individuelle Qualifizierungen oder Hospitationen geplant, um die Einarbeitung im neuen Bereich zu erleichtern. "In Anbetracht unserer momentanen Erweiterungsplanungen ist qualifiziertes Personal für uns maßgeblich", Löffler weiter. Für den Betrieb der künftigen Kliniken gelte es nicht nur bewährte Kollegen zu halten, sondern darüber hinaus ärztliche und pflegerische Personalressourcen aufzubauen. "Die medbo wächst und entwickelt sich. Räumlich, fachlich und nicht zuletzt in der Vielfalt ihrer Belegschaft", fasst der Bezirkstagspräsident zusammen.