Generation „anders“

47 Absolventen der medbo Pflegeschulen verabschiedet – der vielfältige Jahrgang besteht aus jungen Berufseinsteigern und erfahrenden Umschülern. Die einen kommen aus der Region, die anderen von anderen Kontinenten. „Diversität ist unsere klare Stärke“, betont Schulleiter Harald Rzychon.

Geringe Arbeitsmoral, alles digital und keine Spur von Loyalität im Arbeitsleben. „Berufseinsteiger haben heute mit allerhand Vorurteilen zu kämpfen“, sagt Helmut Hausner. Doch der medbo-Vorstand ist überzeugt: Die Absolventen der medbo Pflegeschulen setzen mit dem erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung ein ganz klares Zeichen dagegen. „Mit Ihrer Entscheidung für den Pflegeberuf stellen Sie Zwischenmenschlichkeit, Verantwortungsbewusstsein und Verbindlichkeit für sich ganz klar in den Mittelpunkt.“ Nicht nur deswegen freut es Hausner, den 39 Pflegefachmännern & -frauen sowie 8 Pflegefachhelfern diesen Juli zum bestandenen Abschluss zu gratulieren. „Sie haben sich für einen großartigen und wichtigen Beruf entschieden. Dafür möchte ich Sie nicht nur beglückwünschen, sondern vor allem auch bedanken!“

Viele Mindsets, Lebensphasen und Kulturen
Schulleiter Harald Rzychon kann dem nur zustimmen: "Hinter Ihnen liegt eine Zeit voller Herausforderungen und wertvoller Erfahrungen." Die dreijährige Pflegeausbildung kombiniert theoretische Schulblöcke mit vielseitigen Praxiseinsätzen. Dank der neuen generalistischen Ausbildung gewinnen die Schüler Einblicke in unterschiedlichste Fachbereiche: von der Psychiatrie bis zur Pädiatrie, von der stationären Akutpflege bis zur ambulanten Langzeitpflege, und von großen Kliniken bis hin zu Sozialstationen. Vielfalt ist nicht nur die inhaltliche Überschrift, sondern auch der Kern der medbo Pflegeschulen: „Diversität ist unsere klare Stärke“, betont Rzychon. In den Klassen gibt es junge Schulabgänger genauso wie ältere Umschüler, die zum Teil selbst schon Eltern sind. Die einen kommen aus der Region, die anderen reisen teilweise von anderen Kontinenten an, um bei und vor allem mit der medbo zu lernen. Unterschiedliche Mindsets, Lebensphasen und kulturelle Impulse: „Das bereichert uns als Schulgemeinschaft enorm. Wir erleben immer wieder Situationen, in denen die Schüler von- und miteinander lernen.“ Dabei gehe es nicht nur um fachliche Inhalte. Diese generationen- und kulturübergreifende Zusammenarbeit bringt für Schüler genauso wie für die Lehrkräfte viele neue Impulse und ermöglicht ein ganz anderes Level an persönlicher Entwicklung. „Team Vielfalt“, bringt es Rzychon auf den Punkt.

Vom Fahrlehrer zum Pfleger, von San Salvador nach Regensburg
Vielfältig waren auch die Berufe, in denen der frisch-examinierte Pflegefachmann Stefan Fichtner gearbeitet hat, bevor er vor drei Jahren seine Pflegeausbildung bei der medbo startete. „Ich war KFZ-Mechaniker, aber dann wurde mir das etwas zu eintönig. Ich wollte raus in die Wildnis und war dann lange bei der Bundeswehr. Nach rund 8 Jahren bin ich dort freiwillig ausgeschieden und bin Fahrlehrer geworden, da mir die Arbeit mit jungen Menschen total viel Spaß macht.“ Der 39-jährige fügt hinzu: „Ich habe aber weiterhin nach der Sinnhaftigkeit in meinem Beruf gesucht – und hier bei der medbo gefunden“. Auch Stefan Fichtners Frau arbeitet bei der medbo als Fach-Krankenschwester für Psychiatrie und als Praxisanleiterin. Sie hat ihren Mann darin bestärkt, die Ausbildung zum Pflegefachmann zu wagen. Die drei Jahre Ausbildung zu meistern war für die sechsköpfige Familie aus Kallmünz eine große Herausforderung: „Frau in Schichtarbeit, die Kinder, gerade ein Haus gebaut… es war fordernd, besonders am Anfang. Aber ich hatte nie das Gefühl, abbrechen zu wollen. Von der Schule habe ich Rückhalt bekommen und ebenso kam von den Stationen immer gutes Feedback. Das hat mich motiviert, dranzubleiben.“
Stefan Fichtner wird ab Herbst auf der Station 19a arbeiten, einer beschützenden Akutstation der medbo für Suchterkrankungen. „Tatsächlich hatte ich dort meinen ersten Orientierungseinsatz. Das Team hat mich damals sehr gut integriert und geführt. Damit hat es mir den Einstieg in die Pflege leichtgemacht. Das Team ist der ausschlaggebende Punkt: Wenn das Team gut funktioniert, funktioniert auch die Station, und wenn die gut funktioniert, dann profitiert der Patient am besten davon.“

Direkt von der Realschule ist Hannah Sailer in die Ausbildung gestartet. Die 20-jährige ist bei der Ausbildungsmesse in Weiden auf die medbo aufmerksam geworden. Beim Tag der Offenen Tür der medbo Pflegeschulen konnte sie sich dann ein Bild machen und „dann war ich überzeugt von der Schule“. Nach dem erfolgreichen Examen möchte die junge Frau bei der medbo bleiben. „Ich fange im Oktober auf der Intensivstation an. Ich freue mich sehr und bin richtig gespannt. Auf der Station ist ein Riesen-Teamgeist, alle sind super nett. Als Schülerin wurde ich direkt gut aufgenommen, da habe ich mich direkt wohl gefühlt.“ Was das besondere an der 22b ist, beschreibt Hannah Sailer so: „Einerseits die Ruhe, weil viele Menschen dort beatmet werden und nicht mit uns kommunizieren können. Aber auch die medizinische Art und Weise, mit der man mit den Patienten umgehen kann. Das somatische Arbeiten ist mir sehr wichtig.“ In fünf Jahren sieht sie sich immer noch bei der medbo. „Ziel wäre eine Fachweiterbildung. Aber erstmal schauen, was sich so tut, was ich noch entdecke.“ Ein besonderes Erlebnis war für Hannahs gesamte Klasse die Klassenfahrt nach Prag. Eine „gefühlt ewige Anreise“ mit streikenden Zügen, und deshalb mehrmaligem Umstieg in Busse bis zur Grenze und einer Ankunft nach 6 langen Stunden. Entlohnt wurden dann aber alle von der guten Stimmung vor Ort. „Wir hatten eine super Zeit und auch die Lehrer waren immer dabei. Das werde ich nie vergessen.“ Das Fazit der jungen Pflegefachfrau zu den letzten drei Ausbildungsjahren: „Meine Klasse ist einfach der Wahnsinn“. 

Auch Daniel Alexandre Gutierrez Merino – kurz Alex – hat sein Team bei der medbo gefunden: Vor neun Jahren kam er aus San Salvador nach Regensburg - und ist geblieben. Mit dem Psychologie-Studium hat es erstmal nicht geklappt „und dann habe ich als Küchenhelfer und in der Produktion gearbeitet. Dann habe ich mich für die Pflege entschieden“, sagt der 27- Jährige Wahl-Regensburger. Schließlich ist der gebürtige Salvadorianer in dem Fach gelandet, in dem er immer arbeiten wollte: „Ich überlege für die Zukunft, ob ich irgendwann noch Psychologie studiere oder ob ich die psychiatrische Weiterbildung mache. Ich bin mir da aktuell noch unsicher, aber ich hab‘ ja jetzt Zeit.“ Dank seiner deutschen Freunde und der vielfältigen Zusammensetzung seiner Schulklasse war die Integration für Alexandre Gutierrez Merino kein Thema. „Das Sprechen auf der Arbeit hat mit mehr gebracht als der Deutschkurs.“ An seiner Arbeit als Pflegefachmann mag Alexandre besonders gerne, dass er etwas für die Menschen tun kann, was ihnen hilft. Der Mix aus somatischer und psychiatrischer Pflege liegt ihm besonders am Herzen. Es gibt Patienten, die gehen dem frisch examinierten Pflegefachmann nicht mehr aus dem Kopf: „Gerade einige jüngere Patienten auf der Neuro-Reha, die einen Motorradunfall hatten.“ Er fügt hinzu: „Aber besonders schön ist dann zu sehen, welche Fortschritte einige Patienten machen, so, dass sie irgendwann laufend rausgehen konnten.“

Ab 2025: Ausbildung in Teilzeit einzigartig in der Region
40 der 47 Absolventen bleiben der medbo nach ihrem Abschluss treu. „Seit jeher ist die eigene Ausbildungsschmiede eine der wichtigsten Fachkräftequellen“, sagt medbo-Vorstand Helmut Hausner. Doch das funktioniert nur, wenn es auch langfristig matcht. Hausner betont: Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sei fest in der Personalpolitik verankert. Die Zahlen geben ihm Recht. „Wir haben rund 4.000 Mitarbeitende und eine Teilzeitquote von knapp 50 Prozent. Dabei gibt es unzählige und sehr individuelle Arbeitszeitmodelle“, sagt er. Was für Fachkräfte bei der medbo bereits Gang und Gäbe ist, soll bald auch den Pflege-Azubis ermöglicht werden. Ab September 2025 können die ersten Schüler den Pflegeberuf in Teilzeit lernen. Damit sind die medbo Pflegeschulen der einzige Bildungsträger in der Region, der diese Möglichkeit bietet. „hier haben wir vor allem diejenigen im Blick, die zum Beispiel parallel Kinder erziehen, Angehörige pflegen oder zeitintensiven Ehrenämtern nachgehen möchten“, so Hausner. Denn Arbeitsmarktstudien belegen einen regelrechten Teilzeit-Trend – und zwar generationenübergreifend.

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