Das Beschaffungsmanagement der medbo kümmert sich um die Bereitstellung von Ver und Gebrauchsgütern. Wie umweltbewusst, wie nachhaltig kann ein Großunternehmen vor allem Güter und Produkte mit kurzen und mittleren Lebenszyklen überhaupt beschaffen?
Im 21. Jahrhundert steht die medbo nicht alleine vor der globalen und existenziellen Herausforderung, auch die Beschaffungs-Prozesse als Großunternehmen zu optimieren. Allein in Deutschland wird das jährliche Beschaffungsvolumen öffentlicher Institutionen auf rund 300 Milliarden Euro geschätzt.
Im Vordergrund steht beim Gesundheitsunternehmen das Wohl von Patient:innen und Mitarbeiter:innen. Aber die medbo will auch ihrer Verantwortung für die Umwelt gerecht werden – Stichwort: Klimawandel, Verlust biologischer Vielfalt, Luft- und Wasserverschmutzung, Ressourcenverknappung. Deswegen ist Umweltschutz ein fester Bestandteil der medbo Unternehmens- und Einkaufsphilosophie. Allgemein geht es bei der umweltfreundlichen Beschaffung um die bewusste Auswahl von Produkten und Dienstleistungen auf allen Stufen des Beschaffungsprozesses.
Beschaffung: Wesentliche Aspekte
Keine Frage: Die medbo als öffentlich-rechtliches Unternehmen hat besondere Vorgaben beim unternehmerischen Handeln. So gilt zuvorderst die Maßgabe, dass es Aufträge ab bestimmten Volumina öffentlich, teils europaweit ausschreiben muss. Wesentliches Auswahlkriterium ist dann immer der Angebotspreis. Aber vielfältige Regularien wie Sicherheit, Brandschutz, Hygiene, Entsorgung und Wartung sind mit zu berücksichtigen – Aspekte, die gerade im Krankenhausbereich essentiell sind. Dennoch wählt das Beschaffungsmanagement Anbieter nicht einfach nach dem Prinzip des „Billigen Jakob“ aus, sondern kann über eine Vielzahl an Kriterien bei der Ausschreibung nicht zuletzt Umwelt-Aspekte in den Beschaffungsprozess integrieren.
Nachhaltigkeit
Die wirksamste und kostengünstigste Möglichkeit, um Ressourcen zu schonen, ist zuvorderst eine lange Lebensdauer der Gebrauchsgegenstände. Dafür sorgen eine hohe Qualität der eingesetzten Materialien, Funktionalität und auch das Design. Möbel, die bei der medbo eingesetzt werden, müssen diese Kriterien in jedem Fall erfüllen.
Die medbo hat nicht nur die generelle Langlebigkeit eines beschafften Produkts, sondern immer auch den gesamten Produktlebenszyklus vor Augen – von der Produktion über die Auslieferung bis hin zur Trennbarkeit der Materialien für das Recycling. All das verursacht Kosten, die letzten Endes durch den Käufer – also die medbo – getragen werden.
Apropos Design
Erst auf den zweiten Blick erschließt sich die umweltrelevante Bedeutung des Designs. Gute Form überdauert kurzfristige Trends. So ist zeitloses Design gleichzeitig auch Garant für einen langjährigen Einsatz des Produktes – das schont die Umwelt. Und deshalb hat Design auch immer etwas mit Weitsicht zu tun.
Das im Beispiel geschilderte Stuhlmodell ist seit 1996 auf dem Markt und wurde mit sieben internationalen Designpreisen ausgezeichnet. Hersteller, die von Anfang an auf Nachhaltigkeit achten, also schon beim ersten Design-Entwurf eines neuen Produktes umweltrelevante Produktkomponenten und Herstellungsverfahren miteinbeziehen, befördern das Ziel der medbo: eine umweltgerechte Beschaffung.
Walter Baierl ist Leiter des medbo Sachgebiets Beschaffung.
Das Modell enthält keine gefährlichen Materialien wie Blei, Quecksilber oder PVC. Alle PAK-Grenzwerte werden eingehalten. Die verwendeten Polyurethan-Weichschäume sind frei von Formaldehyd und FCKW und haben den Oeko-Tex® Standard 100. Zum Bekleben der Schaumstoffe auf Schalenträger werden weitestgehend wasserbasierte Dispersionskleber ohne organische Lösemittel benutzt. Kleinstmengen lösemittelhaltiger Kleber sind technisch bedingt notwendig, können jedoch nicht in Hautkontakt gelangen. Kunststoffkomponenten sind zur leichteren sortenreinen Trennung gekennzeichnet. Das Programm enthält keine zulassungspflichtigen Inhaltsstoffe gemäß des § 57 der REACH-Verordnung (EG) Nr. 1907/2006.
Die Pulverbeschichtung des Trägergestells ist frei von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) und Schwermetallen und physiologisch absolut unbedenklich. Die Verchromungen zeichnen sich durch besonders hohen Korrosionsschutz und physiologisch absolut unbedenkliche Oberflächen bei Herstellung und Gebrauch aus. Der Hersteller verwendet keine PFT-Netzmittel bei der Verchromung, da diese im Verdacht stehen, Krebs zu erregen. Alle sonstigen Abfälle, die produktionsbedingt anfallen (Stoffreste, Schaumstoffe, Metallabschnitte) werden zu 100 % akkreditierten Recyclingbetrieben zugeführt. Sämtliches Restholz, das bei der Verarbeitung von Massivholz oder Holzformteilen anfällt, wird in eine Heizungsanlage eingespeist, um wertvolles Heizöl zu sparen.
Der für den Transport benötigte Energieaufwand wird durch das optimierte, geringe Verpackungsvolumen reduziert. Das Verpackungsmaterial kann mehrfach verwendet werden und wird anschließend der stofflichen Wiederverwendung zugeführt. Das Unternehmen ist nach dem Dualen Entsorgungssystem der Firma Interseroh zertifiziert und lässt so etwa 20 Tonnen Verpackungsmaterial pro Jahr recyceln.
Um eine mindestens zwölfjährige Lebensdauer zu simulieren, werden die Tests für das GS-Zeichen (Geprüfte Sicherheit) mit höheren Prüfzyklen als in relevanten Normen aufgeführt, durchgeführt. Durch problemlose Auswechselbarkeit und Nachrüstbarkeit verschiedener Komponenten wird ein verlängertes Produktleben garantiert und damit ein reduzierter Ressourcenverbrauch generiert.
Der Stuhl ist zerlegbar konstruiert und kann demontiert und sortenrein in seine Einzelteile getrennt werden. Das Möbel ist zu etwa 98 % recycelbar. Von der Recycelbarkeit ausgenommen sind Klebstoffe, Schmierfette, Öle, Kleinteile und Schrauben.