Die Multiple Sklerose ist die häufigste neurologische Erkrankung junger Erwachsener nach den Schädel-Hirn-Traumen. Dennoch ist sie vergleichsweise selten. In Deutschland sind circa 240.000 Patient:innen in Behandlung, an der medbo sind es jährlich etwa 1.400. Sie tritt vor allem im jungen Erwachsenenalter erstmals auf und ist bislang nicht heilbar. Die Therapietaktik der Wahl ist Symptombehandlung und Verzögerung des Krankheitsfortschritts, was auch in aller Regel gut gelingt.
„Aber als Mediziner möchte ich heilen können“, sagt Prof. Linker. Die Frage, welche Mechanismen genau für den Degenerationsprozess ausschlaggebend sein könnten, bleibt zentral. Bei der Multiplen Sklerose werden die Myelinscheiden, die quasi eine Isolierschicht um die Fortsätze der Nervenzellen bilden, kurz gesagt „löchrig“. Die betroffenen Nerven liegen „blank“. Die Folgen für die Betroffenen reichen beispielsweise von Seh- und Gefühlsstörungen, über Erschöpfung bis hin zu Lähmungen. Liegt das primäre Problem vielleicht in den Trägerstrukturen im Gehirn, den Gliazellen? Oder im Immunsystem, etwa durch gestörte Autoimmun-Prozesse? Welche Rolle spielen körpereigene Stoffe wie Hormone, welche Stress oder Umwelteinflüsse? Wie gelingt der jeweilige Nachweis?
Bei der MS sind mehrere mögliche Ursachenfelder bekannt, wenngleich noch nicht alle. „Wir wissen aus Zwillingsstudien, dass die genetische Prädisposition eine wichtige Rolle spielt. Wenn bei eineiigen Zwillingen einer eine MS entwickelt, so hat der andere Zwilling statistisch ein etwa 30-prozentiges Risiko, ebenfalls zu erkranken“, so Prof. Linker.
Ralf Linker und sein Team beschäftigen sich in Regensburg stark mit einem anderen Aspekt: der Ernährung. Welche Rolle spielt das Verdauungssystem, allen voran der Darm? Im Fokus stehen vor allem die Stoffwechselprodukte bestimmter Milchsäurebakterien und deren Auswirkungen auf menschliche Nervenzellen. Können sie zum Beispiel autoimmunologische Prozesse an bestimmten Stellen im Nervensystem befördern oder hemmen? Könnte man mit entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln arbeiten – vielleicht sogar mit Joghurt? Prof. Linker: „Da haben wir aber noch ein ganzes Stück Weg zu gehen!“